Hilfe für den Rand

Nicht nur in die City, sondern auch in die „Nebenzentren“ der Stadtteile muss Bremen investieren, findet SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen. Und findet damit auch den Beifall der dortigen Unternehmer

taz ■ Die SPD holt traditionell ihre besten Wahlergebnisse im Bremer Westen, und das verpflichtet. Gestern hat die Fraktion sich über die Entwicklungschancen im Überseehafen-Gebiet und in Oslebshausen informiert.

Große Teile des historischen Speichers XI am zugeschütteten Überseehafenbecken sollen am 10. Juli der Hochschule für Künste übergeben werden. Die SPD-Politiker haben gestern den Baufortschritt dort besichtigt. „Ein atemberaubendes Projekt“, findet Fraktionschef Jens Böhrnsen, das Bremen vor allem der Initiative des Unternehmers Klaus Hübotter verdanke. Der hatte das Gemäuer von der Stadt gekauft und vor dem Verfall gerettet.

Nun soll neben der Hochschule in drei der 75 Segmente des riesigen Speicher-Bauwerkes ein „Kulturforum“ eingerichtet werden. Der Senat soll die 2,5 Millionen Euro Umbaukosten finanzieren, dann müssen die Mieten das Projekt tragen: Eine Gaststätte, die Kulturwerkstatt Westend und zum Beispiel das Design-Zentrum sollen hier einziehen. Streit gibt es noch um ein Stück Hafenmuseum: Während das Focke-Museum gern staatliche Zuschüsse hätte, um hier ein museumspädagogisch professionelles Angebot zu machen, könnte sich Hübotter eine Low-Budget-Lösung vorstellen.

Staatliche Ausbau-Mittel soll es nach den Vorstellungen des SPD-Fraktionschefs auch für ein Ausbildungszentrum Windenergie geben, das im alten Holzhafen neben dem modernen Ingenieurbüro Reetec entstehen soll. Reetec hatte gegen den erbitterten Widerstand des Häfensenators vor Jahren den alten Speicher 17 zum modernen Bürogebäude umgebaut. Heute soll Reetec zum Nukleus einer „Windenergie-Meile“ werden – als ein Partei übergreifendes Vorzeige-Projekt. Auch der Windrad-Hersteller AN hat sich inzwischen nebenan angesiedelt.

Die zweite Station führte die SPD-Besucher nach Oslebshausen. Vom Inhaber des Möbelgeschäftes Otto Sander ließen sie sich erklären, dass „zu viel“ für die Innenstadt getan worden ist und zu wenig für die Nebenzentren. 100 Millionen Euro will die SPD, wenn sie denn die Wahl gewinnt, in den nächsten Jahren für Entwicklungsprojekte in Stadtteilen ausgeben. In Oslebshausen soll der „bisschen schreckliche“ Platz vor dem Bahnhof zum Zentrum des Stadtteils entwickelt werden. Und wenn die Mauer um den alten Backsteinbau der JVA Oslebshausen einmal fällt, dann gäbe es auch dort große Entwicklungspotentiale, erklärte der lokale SPD-Kandidat Andreas Kottisch. „Oslebshausen hat es nötig, dass hier viel getan wird“, versprach Böhrnsen. kawe