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Archiv-Artikel

Und er exponiert sich doch

Auch wenn sich Henning Scherf angeblich nicht nach dem Vorsitz im Vermittlungsausschuss gedrängt hat – auch den Job hat er jetzt an der Backe

dpa/taz ■ „Ich wollte eigentlich nicht.“ Bremens Regierungschef Henning Scherf (SPD) kokettierte gestern kurz vor seiner Wahl zum Vorsitzenden des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat mit der ihm nachgesagten Bescheidenheit. „Ich wollte mich auf den Bremer Wahlkampf konzentrieren und mich möglichst wenig bundespolitisch exponieren.“ Doch dann hätten ihn Politiker von SPD wie CDU bearbeitet und wissen lassen, dass sie ihn als Hilfe ansähen. „Da habe ich gedacht: Jetzt darfst du dich nicht drücken.“

Also ließ sich der 64-Jährige überreden, die Nachfolge Sigmar Gabriels (SPD) anzutreten. Dieser musste mit seiner Abwahl als niedersächsischer Ministerpräsident auch den Posten im Vermittlungsausschuss aufgeben. Dass die Wahl auf den Bremer Bürgermeister fiel, verwundert nicht – hat er doch wie kaum ein anderer Sozialdemokrat Übung in der Zusammenarbeit mit der Union. „Ich führe hier seit zwei Legislaturperioden eine große Koalition, die gut läuft, in der das Klima gut ist und in der wir uns an Sachproblemen orientieren.“

Scherf weiß, dass mit dem neuen Job harte Arbeit auf ihn zukommt: „Ich will da keinen Schönheitspreis kriegen. Aber ich möchte gerne mit dazu beitragen, dass wir in der Bundesrepublik ein Stück unseres Reformstaus beseitigen.“ An einer Kooperation von Regierung und Opposition führe kein Weg vorbei, so Scherf: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns den ganzen Rest der Legislaturperiode über nur gegenseitig die Propagandatexte rüberreichen und es passiert nichts. Das kann sich eigentlich keiner leisten.“