: Karikatur als Waffe im Zweiten Weltkrieg
Eine Ausstellung in der Galerie Terzo zeigt Plakate und Flugblätter, die über Nazi-Deutschland abgeworfen wurden. Vor allem die Sowjetunion hat sich dieses anspruchsvollen Instruments der ideologischen Kriegsführung bedient
Nicht nur mit Bomben und Granaten wurde im Zweiten Weltkrieg gekämpft. Eine Ausstellung in der Galerie Terzo widmet sich den Plakaten und Flugblättern, die von den Alliierten von 1939 bis 1945 über Deutschland und den deutsch besetzten Gebieten abgeworfen wurden. Die Mehrzahl der Arbeiten stammten aus der Sowjetunion. Wenige wurde von britischen und französischen Flugzeugen abgeworfen.
Gesammelt wurden sie von dem Filmemacher, Schriftsteller und Regisseur Franz Baake. Er sieht in dem Abwurf der Blätter mehr als einen symbolischen Akt: „Nichts kann tödlicher sein, als der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden. Um so größer ist die Gefahr für den Diktator, wenn man ihn in der Karikatur als Zerrbild präsentiert.“
Allerdings zielt nur ein kleiner Teil der Arbeiten direkt auf die Entlarvung Hitlers und seiner engsten NS-Chargen. Dazu gehört eine Karikatur aus der SU von 1942. Sie zeigt Hitler als vor Angst zitternden Köter, der sich vor einen Bombenangriff unter einen Tisch versteckt. Sehr aussagekräftig ist auch eines der wenigen britisch-amerikanischen Gemeinschaftswerke, das 1943 über Italien abgeworfen wurde. Ein blutbeschmierter Hitler hängt an einem mit alliierten Flaggen verzierten Bajonett, darunter steht die Parole: „Fuori Tedeschi“. In den sowjetischen Arbeiten, die über Deutschland zum Einsatz kamen, wird auch an nationale Gefühle appelliert. Da warnt Bismarck vor der NS-Politik und eine wütende Germania schleudert Hitler in den Abgrund, während Schiller, Goethe und Kant unversehrt auf ihrem Podest bleiben.
Gerade die direkt an die Bevölkerung gerichteten Karikaturen lassen die Handschrift von linken KünstlerInnen erkennen, die ihre Arbeiten im sowjetischen Exil als ihren Beitrag zum antifaschistischen Kampfes begriffen. Auf dem Plakat „Hitler löst die Arbeitslosenfrage“ verwandelten sich die Schlangen vor den Arbeitsämtern zunächst in Arbeitsdienstkolonnen, die dann als Soldaten in den Krieg ziehen und schließlich in Massengräbern beerdigt werden.
Auf die Frage nach der Wirkung der Karikaturen auf die FinderInnen kann die Ausstellung allerdings keine Antwort geben. In den von den Nazis besetzten Gebieten haben sie, wie Berichte zeigen, den Durchhaltewillen der NS-GegnerInnen gestärkt. Über die Reaktionen in Deutschland gibt es kaum Material. PETER NOWAK
Theater Galerie Terzo, Grolmannstr. 28, bis 28. 11. www.terzomondo.de