: Mieter blicken durch
Erstmals sollte Mietern ein Werbebanner die Sicht trüben. Nach Protesten lenkte die WBM ein – vorerst jedenfalls
Der Widerstand hatte Erfolg. Ein fast 70 Meter hohes Werbeplakat, das seit Freitag den Mietern des Hochhauses Rochstraße 9 in Mitte die Sicht versperrte, ist wieder weg. Vorausgegangen waren zahlreiche Proteste der Mieter – immerhin hatte die Werbebotschaft für den DSL-Anbieter Vodafone in 72 Wohnungen für Dunkelheit am helllichten Tag gesorgt.
Der Vermieter des Hauses, die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM), hatte das Banner nach einem Beschluss der Eigentümergesellschaft aufhängen lassen. Die Mieter hatten kein Mitspracherecht. 60 Prozent der Wohnungen in der sogenannten Windmühle sind Eigentumswohnungen. Mit den Werbeeinnahmen soll die Sanierung des Foyers und zahlreicher Balkone unterstützt werden.
Dagegen regte sich von Anfang an Protest. „Ich weiß nicht, was einige Eigentümer sich herausnehmen, um Geld zu verdienen“, empört sich Mieterin Ruth Rümler. Die Bewohner beklagen sich vor allem über die Informationspolitik der Eigentümergemeinschaft und der WBM und fordern künftig eine bessere Absprache. „Wir konnten uns einfach gar nicht vorstellen, was da auf uns zukommt“, ist sich am Dienstagmorgen eine Gruppe betroffener Mieter vor dem Hochhaus einig.
Das sieht die WBM anders. „Einschränkungen entstehen bei solchen Arbeiten für den Mieter immer“, so Unternehmenssprecherin Steffi Pianka. Immerhin hatte ihre Gesellschaft den Mietern wegen des Plakats eine Mietminderung von 15 Prozent versprochen.
Pianka widerspricht auch der Darstellung der Mieter, dass erst ihr Protest zum Einlenken geführt habe. „Wir hätten das Plakat sowieso abgenommen. Uns war klar, dass es nicht vertragsgerecht war“, sagt sie. Der Grund: Das Banner sei aus dem falschen Material gefertigt worden. Zum 1. Dezember werde ein neues, lichtdurchlässiges Plakat aufgehängt werden, kündigt Pianka an. Das solle voraussichtlich bis Mitte Januar hängen bleiben. „Wir müssen die Einnahmen, die uns jetzt verloren gehen, wieder reinholen“, so die Sprecherin.
Sollte das neue Plakat auch dann zu einer beträchtlichen Minderung der Wohnqualität führen, kündigen die Mieter schon jetzt erneuten Protest an. Ruth Rümler und Brigitte Giese sind überzeugt: „Das lassen wir uns nicht gefallen.“ JENNY MARRENBACH