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Archiv-Artikel

Welt Weit Wut am Tag X

Demos, Mahnwachen, Blockaden, Streiks, ziviler Ungehorsam: Der Kriegsbeginn treibt hunderttausende Menschen auf fast allen Kontinenten zu Protesten auf die Straße

BERLIN afp/dpa ■ Wut und Empörung über den Irakkrieg haben gestern hunderttausende Menschen in aller Welt auf die Straßen getrieben. Besonders große Protestzüge gab es in Italien und Griechenland. Britische Kriegsgegner riefen nach dem Beginn der Bombardements zu „zivilem Ungehorsam“ auf. In Australien und den USA wurden mehrere Demonstranten festgenommen. In Kairo kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei.

In der griechischen Hauptstadt Athen gingen nach Veranstalterangaben 200.000 Menschen auf die Straße. Protestkundgebungen fanden in mehreren Schweizer Städten sowie in Dänemark und Österreich statt. Im spanischen Sevilla setzte die Stadtverwaltung als Signal an Madrid ihre Flaggen auf Halbmast. Spaniens Regierung unterstützt entgegen der öffentlichen Meinung den US-Kriegskurs. Spanische und italienische Gewerkschaften riefen zu Streiks auf. In Paris, Prag, Lissabon und weiteren Städten waren nachmittags und abends Demos geplant.

Italienische Kriegsgegner protestierten in mehreren Großstädten gegen den Angriff auf den Irak. Nach ersten Protestaktionen wurden die Straßen um die US-Botschaft in Rom nach Rundfunkangaben gestern abgesperrt. In Mailand kam es infolge spontaner Demos zeitweilig zum Verkehrschaos. Etwa 400 Schüler aus Neapel veranstalteten einen Sitzstreik vor der Nato-Kommandozentrale im nahen Bagnoli. Hunderte Studenten blockierten im Bahnhof von Padua aus Protest gegen die Kriegsunterstützung der italienischen Regierung die Gleise. Für gestern Abend riefen Roms Bürgermeister Veltroni, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen zu einer großen Friedensdemo auf.

Die britische Bewegung „Koalition gegen einen Irakkrieg“ rief die Bürger gestern dazu auf, „nicht zur Arbeit oder zur Schule zu gehen“ und sich stattdessen zu Protesten zu versammeln. Die Angriffe auf Irak seien eine „Schmach“ für den Weltfrieden, die irakische Bevölkerung, das internationale Recht und die Demokratie in Großbritannien, erklärte ein Sprecher in London. Er rief zu einer „Kampagne des zivilen Ungehorsams“ auf. Britische Soldaten waren nach Regierungsangaben an den Angriffen auf Bagdad beteiligt.

In der Kairoer Al-Azhar-Moschee hatten gestern Morgen rund 4.000 Muslime gegen die USA demonstriert. Die Polizei schlug am zentralen Tahrir-Platz mit Stöcken auf die Menschenmenge ein. Einige Protestierende warfen Steine auf die Beamten. „Arabische Führer, fahrt zur Hölle!“, stand in englischer Sprache auf einemTransparent. „George Bush, du Lügner, wir werden dir zeigen, was Terrorismus ist“, auf einem anderen.

Tausende Australier protestierten in mehreren Städten gegen die Entscheidung ihrer Regierung. Die will die USA mit Elitesoldaten unterstützen. In Melbourne wurde eine Frau festgenommen, die an die Fassade des US-Konsulats „Das Töten hat begonnen“ gesprüht hatte. Im Zentrum von Sydney blockierten tausende Demonstranten die Hauptstraße und verursachten Verkehrschaos.