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Archiv-Artikel

Iranischer Ex-Spion belastet Mzoudi

Zeuge der Bundesanwaltschaft sagt im Hamburger Terrorprozess aus: Angeklagter soll Al-Qaida-Codes empfangen haben. Gericht hält Zeugen für wenig glaubwürdig

HAMBURG dpa/afp ■ Im zweiten Hamburger Terrorprozess hat ein angeblicher früherer iranischer Geheimdienstmitarbeiter den Angeklagten Abdelghani Mzoudi schwer belastet. Der von der Bundesanwaltschaft überraschend benannte Zeuge mit dem Decknamen Hamid Reza Zakeri sagte am Freitag vor Gericht, Mzoudi sei bei den Anschlägen vom 11. September 2001 „der Verbindungsmann der al-Qaida für das Empfangen von Codes gewesen“. Dies habe ihm ein hochrangiger iranischer Informant Ende Dezember 2003 mitgeteilt. Das Gericht ließ Zweifel an seinen Darstellungen durchblicken. Bundesanwalt Walter Hemberger sagte, er rechne nicht damit, dass Zakeri „den Prozess noch umschmeißen wird“. Ursprünglich sollte bereits Donnerstag voriger Woche ein Urteil gesprochen werden. Mzoudi ist wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Beihilfe zum Mord an mehr als 3.000 Menschen angeklagt.

Zakeri behauptete, al-Qaida habe einen Mordanschlag mit Briefbomben auf Mzoudi geplant, damit Mzoudi dem US-Geheimdienst CIA keine Informationen verraten könne. Der Zeuge räumte ein, Mzoudi persönlich nicht zu kennen. Er behauptete, in der Vergangenheit auch mit der CIA, dem Bundesnachrichtendienst (BND) und dem Bundesamt für Verfassungsschutz zusammengearbeitet zu haben. Er habe dies aber nicht des Geldes wegen getan, sondern um der Demokratie in Iran „den Weg freizumachen“. Medienberichten zufolge bewerten die Geheimdienste die Berichte Zakeris als „Unfug“ oder „Müll“.

Der Strafsenat machte keinen Hehl aus seinen Zweifeln an Zakeris Glaubwürdigkeit sowie seiner Identität: Eine Person mit seinem Namen solle nämlich im Frühjahr 2003 in Indien gewesen sein. Der Zeuge bestritt dies.