: Bilder und Texte danach
Ausstellung, Konzert mit „The Wholigans“ und Party: Der Schlachthof gibt Gelegenheit, „The Who“ neu zu hören
Neulich ist Pete Townshend, Songschreiber von The Who, belangt worden, weil er sich Kinderpornographiebilder aus dem Internet heruntergeladen hatte. Der Gitarrist hatte sich selbst angezeigt, nachdem die englische Polizei eine „Operation Or“ begonnen und in der Folge 1500 Personen verhaftet hatte. Die BBC zeigte die spektakulär aufgemachte, nächtlich-neblige Aufnahme eines plötzlich nicht mehr bärtigen, sondern unrasiert aussehenden 58-Jährigen. Dazu wurden konfiszierte, in Plastikplanen eingehüllte Computer durch das Bild getragen.
Nach einer Nacht im Gefängnis und Zahlung einer Kaution kam Townshend wieder auf freien Fuß. Journalisten sagte er, er habe für die Arbeit an seiner Autobiographie im Netz recherchiert. Er vermute, im Alter zwischen fünf und sechs Jahren missbraucht worden zu sein. Die Hauptfigur in seiner Rockoper Tommy, ein blinder, tauber und stummer Junge, deute schon auf seine Auseindersetzung mit dem Thema hin. In der Daily Mail befand eine Kommentatorin diese Erklärung für aufrichtig, warf Townshend aber trotzdem Verantwortungslosigkeit vor. Der hält jetzt seinen Ruf und seine Karriere für zerstört. Er betonte, „kein zweiter Gary Glitter“ zu sein, der als ehemaliger Glamrocker von Scotland Yard in Vietnam gesucht wird, weil er auf tausende von nicht erlaubten Bildern zugegriffen habe.
Es gibt wenig Arten, über so einen Fall zu sprechen, ohne dass wirklich alle Beteiligten, also die Kommentatoren, aber vielleicht auch alle weiteren Medienpartner, der Musiker, aber vielleicht auch alle seine Kollegen bigott oder mindestens mehr als peinlich klingen. Ein Problem dabei ist, dass das nicht nur für das gilt, was seit Townshends Verhaftung darüber gesagt wird. Denn das, was vorher gesagt wurde, wird jetzt auch anders gelesen und gehört. Ähnlich dem Star, der sich umbringt, werden hinterher „Hinweise“ in Tönen und Bildern entdeckt, die eigentlich schon ausgedrückt haben, was später passieren wird. So gesehen geht es auf den Platten, die The Who vor 20, 30 oder bald 40 Jahren aufgenommen haben, bis auf weiteres um Kinderpornographie. Kristof Schreuf
Sonnabend: Ausstellung ab 15 Uhr, Konzert ab 20 Uhr, Party ab 23 Uhr, Schlachthof