Karlsruhe ermittelt

Sechs Islamisten sollen einen Terroranschlag geplant haben. Einer wird jetzt dem Haftrichter vorgeführt

Ein des Terrorismus Verdächtiger, der gemeinsam mit anderen Personen am Donnerstag bei einer Razzia in Neukölln festgenommen wurde, ist am Freitag nach Karlsruhe überführt und dem Haftrichter vorgeführt worden. „Die übrigen fünf Personen werden aller Voraussicht nach heute Abend wieder auf freien Fuß gesetzt“, sagte gestern Horst Salzmann, Sprecher der Bundesanwaltschaft.

Mit mehr als 50 Einsatzkräften hatten am Donnerstagabend Beamte der Bundesanwaltschaft, des Bundesgrenzschutzes und der Berliner Polizei die Räume der Neuköllner Al-Nur-Moschee umstellt. Bei der Durchsuchung der im gleichen Gebäude untergebrachten „Islamischen Gemeinschaft Berlin“ sowie einiger Wohnungen wurden die sechs Verdächtigen festgenommen.

Generalbundesanwalt Kay Nehm ermittelte wegen des Verdachts einer terroristischen Vereinigung. „Es haben Hinweise vorgelegen, dass die Beschuldigten den Beginn des Irakkrieges zum Anlass nehmen wollten, einen Anschlag im Bundesgebiet zu begehen“, sagte Salzmann.

Der ins Visier der Ermittler geratene, als gemeinnützig anerkannte Verein in der Haberstraße bekennt sich auf seiner Homepage „uneingeschränkt zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland“ und kümmert sich um religiöse, soziale und kulturelle Betreuung der in Berlin lebenden Muslime.

Laut Berliner Zeitung soll zu den Verdächtigen auch Salem el R, der Imam der Al-Nur Moschee, gehören. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass da was dran ist“, sagte Mohammed Herzog, Vorsitzender der mit dem Verein befreundeten „Islamischen Gemeinschaft deutschsprachiger Muslime“. Er sei noch im Februar mit dem Imam und dem Berlin-brandenburgischen Landesbischof Wolfgang Huber auf einer Friedensdemonstration gegen den Irakkrieg gewesen. Natürlich gebe es aber auch in Berlin Versuche, die Gläubigen zu radikalisieren, räumte Herzog ein. Der 58-jährige gebürtige Berliner ist seit 23 Jahren gläubiger Muslim und will die Menschen darüber aufklären, dass radikale Einstellungen „immer auf Tradition und nicht auf Religion beruhen“. Herzog sieht daher die islamischen Vereine selbst in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass Terroristen keine Chance haben: „Ich habe verdächtige Personen immer sehr schnell dazu aufgefordert, unsere Räume wieder zu verlassen.“ INA KÖHLER