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Archiv-Artikel

„Feuer im mittleren Bereich des Zuges“

Feueralarm im U-Bahnhof Jungfernstieg löst Großeinsatz der Feuerwehr und Rettungskräfte aus. 65 Fahrgäste mussten nach einem Schwelbrand aus dem Zug gerettet werden. Es war die Probe für den Ernstfall, der jederzeit eintreten kann

von KAI VON APPEN

Es ist kurz vor halb eins in der Nacht zum gestrigen Sonntag. Der letzte Zug der Linie U 2 aus Hagenbecks Tierpark in Richtung Barmbek fährt in den Untergrundbahnof Jungfernstieg ein, der einst als nukleargeschützter Atombunker konzipiert worden war. 65 Fahrgäste befinden sich in den Waggons des modernen Hochbahnzuges, als plötzlich Qualm den Bahnof vernebelt. Der Triebwagenführer gibt über Funk Feueralarm. Über Bahnhofslautsprecher werden die Fahrgäste durch eine weibliche Stimme ruhig, wenngleich aber auch bestimmend informiert und aufgefordert: „Achtung, Achtung, bitte verlassen Sie umgehend die Haltestelle, betreten Sie keine gesperrten Bereiche und begeben Sie sich ins Freie.“ Das Horrorszenario einer Großstadt-Feuerwehr ist perfekt.

In der Einsatzzentrale der Feuerwehr ist inzwischen die Brandmeldung eingetroffen. In mehreren Feuerwachen wird Alarm ausgelöst. Innerhalb weniger Minuten nach Alarmierung verwandelt sich die Region um die Binnenalster in ein Blaulichtermeer: Von allen Seiten rücken Löschfahrzeuge, Notarzt- und Rettungswagen der Feuewehr sowie anderer Rettungsdienste an, gefolgt von Spezialfahrzeugen und dem Feuerwehr-Großraumrettungswagen. Aus den Eingängen und den Lüftungsschächten des Bahnhofes Jungfernstieg quellen derweil dichte Rauchschwaden und legen sich weit sichtbar über die Binnenalster nieder. Die eintreffenden Einsatzkräfte müssen von dem Schlimmsten ausgehen.

Während die ersten Helfer versuchen, zunächst die Lage zu übersehen und Vorbereitungen zur Rettung der Eingeschlossenen und zur Brandbekämpfung zu teffen, machen sich andere Feuerwehrleute mit Atemschutz und Löschschläuchen in das Tunnellabyrinth in Richtung Brandherd auf den Weg. Ihnen kommen bereits erste Opfer des gespielten Unglücks hustend und keuchend entgegen und rufen um Hilfe. Sie werden von den Rettern in Gasmasken ins Freie begleitet.

Unterdessen sind draußen die Maßnahmen zur Erstversorgung möglicher Verletzter angelaufen. Der Notarzt der „Organisationsleitung Rettungsdienst“ ordnet an, dass Zelte für die Unterbringung leicht Verletzter aufgebaut und dass die Rettungswagen aller Hilfsdienste zum Abtransport möglicher Akut-Verletzter positioniert werden.

Weitere Rettungstrupps steigen aus allen Richtungen in die Tunnelanlage ein und tasten sich mit Rettungsbarren im dichten Qualm an den brennenden Zug heran. Andere kappen die Stromzufuhr zur verunglückten Bahn. Die Verletzten werden geborgen und, wenn notwendig, auf Barren abtransportiert und nach draußen gebracht. Nach und nach lässt sich der Brandherd lokalisieren. „Feuer im mittleren Bereich des Zuges auf Gleis vier“, gibt der Zugführer nach draußen durch, so dass sich weitere Einsatzkräfte besser orientieren können. Nach 30 Minuten sind alle Opfer in Sicherheit.

Was sich gestern am frühen Morgen zum Teil gemächlich, gut vorbereitet und unter Anleitung einer Checkliste abspielte – da es sich nur um eine aufwendige Übung der Feuerwehr in Zusammenarbeit mit der Hamburger Hochbahn handelte – muss im Ernstfall auch ohne Anleitung reibungslos funktionieren. „Jedes Verkehrsunternehmen muss mit so etwas rechnen“, sagt Feuerwehrsprecher Peter Braun. „Und gerade im Tunnelbereich haben wir mit erheblichen Problemen zu kämpfen.“ Braun zeigte sich daher mit der Großübung zufrieden „Es ist alles im zeitlichen Limit verlaufen.“