Teamarbeit soll‘s richten

Unser Ausländeramt soll schöner werden: Mit geänderter Organisationsstruktur, einem neuen Gebäude und von oben verordneter Freundlichkeit will die Behörde weg von ihrem miserablen Image

„Dienstleistung, so richtig schön, das ginge nur mit mehr Personal“

taz ■ Als die junge Behördenleiterin nach vorne stürmt und schneidig ihren Bericht vorträgt, sind die Abgeordneten plötzlich ganz Ohr. Müde und matt hatte der Ausländerausschuss der Bürgerschaft zuvor seine Tagesordnung abgearbeitet – zwei SPD-Abgeordnete schauten sich – verstohlen unterm Tisch – die neuesten Urlaubsfotos an, und gegenüber, bei der CDU, blätterte die junge Kollegin gelangweilt in einem Bildband.

Doch selbst deren Aufmerksamkeit konnte Peggy Xyländer auf sich ziehen, als die Chefin des Ausländeramts vortrug, wie sie ihre verschnarchte Behörde in ein modernes Dienstleistungsunternehmen umwandeln will.

Schon vor Jahren hatte der Rechnungshof die „desolaten Zustände“ in der Ausländerbehörde moniert und den zuständigen Innensenator aufgefordert, die Arbeitsorganisation des Amtes zu reformieren.

Die Unternehmensberatung Mummert und Partner hatte bereits 1998 einen zusätzlichen Personalbedarf von acht MitarbeiterInnen festgestellt – die Personaldecke der Behörde blieb dennoch notorisch dünn. „Wir haben einen hohen Anteil von Mitarbeitern, die schon seit 15 Jahren in der Ausländerbehörde arbeiten und die dem Dienstleistungsgedanken aus verschiedenen Gründen nicht nahe getreten sind“, schilderte Xyländer die Zustände in ihrem Haus. Als sie vor zwei Jahren dort angefangen habe, „wurde dort nicht miteinander, sondern recht heftig übereinander gesprochen“.

Am 17. März sei nun eine neue Organisationsstruktur in Kraft getreten, berichtete Xyländer dem Ausschuss. Ihr Ziel sei es, „das Schweigen zu brechen und die Mitarbeiter viel mehr ins Boot zu bringen“.

Ein „besseres Klima für unsere Kunden“ könne nur dann entstehen, wenn auch die Mitarbeiter zufriedener seien. Ihr Zauberwort für den Neuanfang heißt „teamfähig“. Statt des bislang geltenden „Schaltermodells“ hat Xyländer jetzt ein „Teammodell eingeführt“: Ein fünfköpfiges Team ist allein für die türkischen Staatsangehörigen zuständig, zwei Teams für das allgemeine Ausländerrecht, während sich zwei weitere Teams mit Duldung, Rückführung, Passbeschaffung und Asyl beschäftigen.

Außerdem soll das Ausländeramt im Herbst den bisherigen Standort – einen schäbigen Mehrzweckbau im Gewerbegebiet an der Pfalzburger Straße – verlassen und, eventuell zusammen mit der Einbürgerungsbehörde, an die Ecke Stresemannstraße/Steubenstraße umziehen.

Sie verspreche sich viel „von der Stresemannstraße“, sagt Xyländer. Dort werde es zum Beispiel endlich „einen Service-Point“ geben. Doch sei ihr Amt derzeit natürlich nur am Anfang des neuen Denkens: „Dienstleistung, wie ich sie mir vorstelle für unsere ausländischen Kunden, so richtig schön, das ginge nur mit mehr Personal“. Vorderhand wäre Xyländer deshalb bereits zufrieden, wenn seit Jahren vakante Stellen endlich wieder besetzt werden würden“.

Xyländers Vorgesetzter in der Innenbehörde, Dieter Matthey, ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass nicht mit einer Personalaufstockung zu rechnen sei. „Die Anstrengungen fürs Bürgerservicecenter in der Pelzerstraße wird sich so leicht nicht wiederholen lassen“, umschrieb der Behördenmann sein Njet erst freundlich, wurde aber auf Nachfrage deutlich: „Die Haushalte sind so, wie sie sind – es wird eher Personalverminderung geben müssen“.

Kritisch äußerte sich Bremens Ausländerbeauftragte Dagmar Lill zur neuen Struktur des Amtes: „Ich melde ganz offiziell meine Skepsis an, ob mit 20 Mitarbeitern die große Klientel von 68.000 Ausländern so zu bedienen ist, wie diese es verdienen würden.“

Außerdem kritisierte Lill, dass ein und dasselbe Team Duldung und „Rückführung“ bearbeite. „Wir haben über 3.000 Menschen mit Duldungsstatus – die würde ich nicht gerne in ein Team hineingeben, das auch für Abschiebung zuständig ist.“ Frau Zyländer ficht das nicht an. Auch „im Bereich Rückführungen“ könne es doch dienstleistungsorientiert zugehen: „Wir haben schon selbst mit Hand angelegt und Koffer gepackt.“ Markus Jox