: Angriffe auf Ölstädte in Irakisch-Kurdistan
Die Kurden hoffen auf die Eröffnung der Nordfront durch die USA. Spezialeinheiten sind im Nordirak schon vor Ort
BERLIN taz ■ In den vergangenen Tagen sind die nordirakischen Ölstädte Mosul und Kirkuk immer wieder Ziel von Angriffen der Kriegskoalition geworden. Gestern Mittag wurden erneut Raketen auf Mosul abgefeuert. Wie der Korrespondent von al-Dschasira berichtete, trafen Geschosse auch Ziele in der Nähe des Stadtzentrums.
Zu den Angriffszielen gehörten nach kurdischen Angaben unter anderem ein Palast Saddam Husseins, ein wichtiges Militärlager und das Hauptquartier des militärischen Geheimdienstes in Mosul. Außerdem wurde eine Luftwaffenbasis bei Kirkuk bombardiert.
Die Ölvorräte in der Region von Mosul und Kirkuk sollen rund ein Drittel der irakischen Reserven ausmachen. Beide Städte liegen in Kurdistan, jedoch außerhalb der autonomen Zone. Im Zuge der Arabisierungspolitik des Regimes wurden zahlreiche Kurden aus Kirkuk vertrieben. Diese hoffen jetzt auf die Rückkehr – in Häuser, in denen inzwischen andere Familien leben.
Hoshyar Zubari von der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) lobte gegenüber US-Medien die Angriffe – und sich selbst: „Sie waren aufgrund unserer Geheimdienstinformationen sehr wirksam.“ Auf einer Pressekonferenz kündigte er an, dass US-Truppen binnen einigen Tagen im Nordirak eintreffen würden, um eine Nordfront zu eröffnen. „Sie wird bald aktiviert werden“, sagte er, „vielleicht in zwei Tagen. Und wir arbeiten eng zusammen, um unsere Aktivitäten zu koordinieren.“
Da die Türkei einen US-Aufmarsch von ihrem Territorium aus abgelehnt hat, kämen dafür nur die kleinen Landebahnen im Autonomiegebiet selbst in Frage. Davon gibt es vier: eine bei Arbil, der größten hier gelegenen Stadt, eine bei Dohuk, dem militärischen Hauptquartier der KDP, eine bei Salaheddin, der Parteizentrale der KDP, und eine bei Suleymanieh, dem Hauptquartier der Patriotischen Union Kurdistans (PUK).
Mittlerweile mehren sich Berichte aus der Region über den Einsatz von US-Spezialkommandos. Ein Teil dieser Teams ist im Nordostirak im Einsatz und koordiniert offenbar die Angriffe auf die radikalislamische Gruppe Ansar al-Islam. Ein anderer Trupp ist nach Zubaris Angaben in einem Dorf namens Telsadawa zwischen Mosul und Kirkuk eingesetzt worden. Dort hätten irakische Soldaten auf kurdische Kämpfer geschossen, die daraufhin die USA um Hilfe gebeten hätten. Ein US-Kampfflugzeug habe die irakische Stellung beschossen, wobei drei Soldaten getötet worden sein. BEATE SEEL