: Es gibt was auf den Deckel
Senatorin Hajduk stellt Planungen für den A7-Lärmschutzdeckel vor. Der Bund schafft Voraussetzung für die Verlagerung von 500 Kleingärten. Die Bauarbeiten sollen 2011 beginnen und 2017 enden
Von MARCO CARINI
Anja Hajduk (GAL) sprüht vor Optimismus. Mit der Entscheidung des Bundes, einer Überbauung und Grünnutzung des geplanten Lärmschutzdeckels über der A7 zuzustimmen, sei das Projekt „einen großen Schritt voran gekommen“, jubelte die Stadtentwicklungssenatorin gestern auf einer Präsentation der Deckelplanungen. Die Überdeckelung der Verkehrsschneise, die in den kommenden Jahren auf sechs bis acht Spuren ausgebaut werden wird, sei nun auf einer Länge von 3,75 Kilometern realistisch. Zwei Jahre soll noch geplant werden; 2011 könnte dann mit dem Bau des Deckels begonnen werden, der dann 2017 fertig gestellt werden würde.
Im Zuge des Autobahnausbaus hatte der Bund zugesagt, die Kosten für zwei Lärmschutzdeckel in Bahrenfeld / Othmarschen und Stellingen mit einer Gesamtlänge von 1,7 Kilometern zu übernehmen. Der Rest der Ausbaustrecke soll mit einer „Lärmschutzgalerie“ bestückt werden, der, so Hajduk, „die durch die Autobahn entstandene Zerstörung des Stadtgefüges nicht heilen“ würde.
Der schwarz-grüne Senat aber will insgesamt 3,8 Kilometer Autobahn zwischen Othmarschen und Schnelsen unter einem Deckel verschwinden lassen. Von der Behringstraße soll der Bundesdeckel bis zum Volkspark um knapp 1,5 Kilometer verlängert werden, zudem soll das Schnelsener Zentrum im Bereich Frohmestraße einen 600 Meter langen Deckel erhalten.
Die Mehrkosten dafür in Höhe von 180 bis 200 Millionen Euro muss die Stadt selber tragen. Sie sollen aufgebracht werden, indem über 500 heute in der Nähe der Autobahn angesiedelte Kleingärten auf den Deckel verlegt und die so frei werdenden 30 Hektar Flächen für den Wohnungsbau freigegeben werden.
Damit, so Hajduk, bestehe die „historische Chance“, einen „durchgehenden Grüngürtel vom Volkspark bis zur Elbe“ entstehen und „die zerschnittenen Stadtteile Othmarschen, Bahrenfeld, Stellingen und Schnelsen wieder zusammenwachsen“ zu lassen. CDU und GAL spendeten Hajduk pflichtschuldig Applaus. „Eine klaffende Wunde der Stadt“ werde geschlossen, „Wohnraum in stadtnaher Lage für Tausende von Menschen geschaffen“, freut sich da GAL-Stadtentwicklungsexperte Horst Becker und CDU-Baufachmann Hans Detlev Roock warnt davor, „diese Chance zu vertun“.
Dies aber will die Bürgerinitiative „Apfelbaum braucht Wurzelraum“, ein Zusammenschluss von Pächtern der Kleingärten, die nun auf den Deckel wandern sollen. Sie sammelte bereits 7.000 Unterschriften gegen die Verlagerung und stoppte damit vorläufig die Verlagerungsplanungen des Bezirks Altona. Hajduk geht davon aus, dass es durch den Protest „zu keinen Verzögerungen“ bei der Realisierung des Deckels kommen werde. Die Antwort, ob der Senat gegebenenfalls „evozieren“, also das Verfahren an sich ziehen werde, um ein bezirkliches Bürgerbegehren auszuhebeln, blieb Hajduk allerdings schuldig.
Keine Auskunft konnte Hajduk auch darüber geben, wohin die Emission aus dem neuen Tunnel geleitet und wie das durch die geplante Wohnbebauung entstehende zusätzliche Verkehrsaufkommen bewältigt werden kann. Diese Fragen würden „im Verlauf der weiteren Planungen geklärt werden“.