: Perspektive Sozialhilfe
Hamburger Arbeitsamt warnt vor dramatischem Lehrstellenrückgang und appelliert an die Betriebe
Die Zahlen sprechen für sich: Um fast 20 Prozent sank im vergangenen Jahr die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze in Hamburg – von 8.200 auf 6.600. Besonders betroffen ist der kaufmännische Bereich. Gleichzeitig stieg die Zahl der Jugendlichen, die eine Ausbildung suchen, von 5800 auf über 6200 an. Um Auswege aus dieser Lage zu finden, trafen sich gestern auf Einladung des Arbeitsamts über 100 Vertreter aus Betrieben, Kammern, Verbänden und Behörden zu einer Hamburger Ausbildungsmarktkonferenz. Mageres Ergebnis des Treffens: Ein flammender Appell an die Betriebe, trotz Flaute genügend Ausbildungsplätze bereitzustellen.
Schon bei der Analyse des Lehrstellenmangels aber lagen die Teilnehmer der Runde weit auseinander. Uwe Samuels von der Handelskammer betont, dass Lehrstellen oft nicht besetzt werden könnten, da vielen Schulabgängern „die Ausbildungsreife und die Flexibilität“ fehle, eine andere als ihre Traumlehrstelle anzunehmen. Arbeitsamtschef Rolf Steil hingegen mag die desolate Ausbildungs-Problematik nicht individualisieren: „Die wirtschaftliche Situation schlägt hier voll durch.“ Auch für die Tatsache, dass immer mehr Nicht-Hamburger hanseatische Ausbildungsplätze ergattern, sehen Arbeitsamt und Handelskammer unterschiedliche Gründe. Während Samuels die Schuld beim „mangelhaften“ Hamburger Schulsystem sieht, glaubt Steil, „dass besonders qualifizierte Bewerber aus den strukturschwachen Nachbarländern ihr Glück zunehmend bei uns versuchen“.
Besonders Förder-Schüler und lernschwache Hauptschulabsolventen dürften beim Kampf um die knappen Lehrstellen auf der Strecke bleiben. Und ausgerechnet das vom Arbeitsamt mitfinanzierte QuAS-Sonderprogramm zur Integration leistungsschwächerer Schulabgänger in den Arbeitsmarkt soll 2003 voraussichtlich von 1200 auf 800 Plätze gekürzt werden. Für die Jugendlichen, die auch hier bald durch die Maschen fallen, bleibt nur noch eine Perspektive: Sozialhilfe statt Arbeitsplatz. mac