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Archiv-Artikel

Betr.: Polizeieinsatz gegen Schüler-Friedensdemo, taz hamburg vom 25.3.03

Durchgeknallt

Na, da sieht man mal wieder, wo wir angekommen sind: 13-16 jährige Hamburger Schüler werden von der Polizei mit Wasserwerfer und Schlagstöcken traktiert. Sind die Ordnungshüter denn jetzt vollkommen durchgeknallt? Man kann nur allen betroffenen Eltern nahe legen, dagegen strafrechtlich vorzugehen, wenn man nicht will, dass so etwas Schule macht.

Andreas Röttger

Ja

20.000 Null-Bock-Kids versammeln sich, um ihr Nein gegen den Irak-Krieg zum Ausdruck zu bringen. Muss das sein, während der Schulzeit, wo wir Eltern uns doch schon Sorgen machen wegen Unterrichtsausfall?

Ja, es muss sein. Krieg darf nicht sein, daran soll sich niemand gewöhnen. Ich sehe mit guter Hoffnung in die Zukunft, wenn so viele werdende junge Männer und junge Frauen Nein sagen. Nein – wir lassen uns nicht einspannen in Krieg und Gewalt. Schade, dass einige Hamburger Polizisten die Nerven verloren haben und einzelne Schüler verprügelt haben, viele ohne ersichtlichen Grund nass gespritzt haben – oder war das der Event-Beitrag der Polizei?

Ja, ich finde es gut, dass mein Sohn dabei war und hautnah miterlebt hat, wie schnell eine Aktion, die friedliche Absichten hatte und friedlich und heiter begann, durch martialisch aufgerüstete Menschen in Gewalt umkippen kann. Weder amerikanische noch sonstige Einrichtungen waren in Gefahr, aber die „Schill-geführten“ Polizisten hatten offensichtlich die Order bekommen, hart durchzugreifen bei der geringsten Provokation. Die stärkste Provokation waren die Polizisten mit ihren vollen Kampfausrüstungen. (...)

Dass tatsächlich einige Jungs – nachdem die Polizisten Einzelne verprügelt hatte – mit Flaschen in Richtung Polizei geworfen haben, stimmt. Aber dann wäre es richtig gewesen, genau diese Werfer herauszupicken und zur Verantwortung zu ziehen.

Irmgard Busemann

Erbärmlich

Der Kommentar zur Schülerdemo ist eine herbe Enttäuschung. Es ist überhaupt nicht notwendig, ein Konstrukt der Provokation aufzubauen, das im Auftreten der Polizei seine Ursache haben soll, denn es braucht überhaupt keine Begründung, um festzustellen: „Man darf Kinder nicht misshandeln!“ Und über Polizisten, die lieber auf 13- und 14-Jährige einprügeln, anstatt sich solchen Befehlen zu widersetzen, gibt es nur eines zu sagen: Das sind erbärmliche Feiglinge. (...)

Liebe Schüler, eure Demonstration war ein voller Erfolg, mit einer so breiten Teilnahme hat wohl keiner gerechnet. Mir hat es schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht, mit einer U-Bahn stecken geblieben zu sein. Ihr habt gezeigt, dass man etwas auf die Beine stellen kann, wenn man sich zusammentut. Vergesst das nicht. Steht den Lehrern bei, die euch unterstützt haben, und vor allem den Schülern, die von der Polizei misshandelt wurden. (...)

Thomas Volkmar Worm