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Archiv-Artikel

Über allen Dächern: Stille

Matthias Hauns Fotografien setzen in der Ausstellung „Urbane Räume I“ das Stadthafte der Stadt ins Bild

Von Bes

Bei Sonnenschein ist nicht mehr viel zu sehen: Das Café Grün ist nicht der optimale Ort für Matthias Hauns „Urbane Räume I“. Und das nicht nur, weil die Glasrahmen spiegeln. Schwer hat es die extreme Ruhe, ja Stille der Fotografien von Bremer „Parks und Passagen“, sich gegen die Geräuschkulisse einer Restauration durchzusetzen. Und eben in ihr besteht der Hauptreiz der streng konzipierten Reihe.

Haun, das ist den Bildern anzumerken, ist über die konkrete Malerei zur Fotografie gekommen. Deren Abstraktion ist eine andere: Auf den Gegenstand kann sie nicht verzichten. Aber obwohl sie bekannte, identifizierbare Lokalitäten zeigen, halten die Aufnahmen vom Brill-Tunnel, aus dem Bürgerpark oder von der Hochgarage nicht in erster Linie Bremer Stadtansichten fest. Die Orte treten allenfalls als Vertreter ihrer Gattung in Erscheinung. Wobei Passagen im Wortsinn, schlicht als Durchgänge, und Park als künstlich gestaltetes Grün gefasst wird: Genau genommen sind diese Orte hier nur charakteristische Zeichen für einen modernen Begriff von Stadt. Und für seinen permanenten Wandel.

Deshalb müssen diese Bilder so still sein, so menschenleer. Und deshalb muss der Betrachter die Re-Emotionalisierungsbestrebungen scheppernder Tassen und heraufblubbernden Hiphops nachdrücklich zurückweisen: Ohrstöpsel wären hilfreich. Die Stadthaftigkeit von Stadt, hätte ol’ Platon gekalauert, offenbart sich im Verzicht aufs Motiv: Hingucker? Eher nicht.

Auf den Fotografien ereignet sich nichts, außer gedämpftem Tageslicht respektive nächtlicher Beleuchtung. Und dem, was einfach da ist: Ein Loch im Gebüsch, Pfeiler einer Brücke, welkes Schilf vor Teich. Sicher, einige der Bilder könnten für sich alleine stehen. Aber erst in der Zusammenschau, die vom einzelnen Foto absieht, entstehen Bezüge, baut sich die Stadt – als Mischung aus Erinnerung und Zukunft. Das geläufigste Wort dafür heißt Gegenwart. Bes

Café Grün, bis 15. April