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Archiv-Artikel

Wo bleibt King Louis?

Ich wäre hu-hu-hu so gern wie du-hu-hu: Der Ehrgeiz bei „Dschungelbuch 2“ reicht nur für eine Hommage ans Original. Alle Figuren tauchen noch einmal auf. Fast alle

Ein aussichtsloses Unterfangen, sich von diesem Film aus gegen das alte Vorurteil zu wenden, Fortsetzungen seien immer schlechter als die Originale. An den Vorgänger aus dem Jahr 1967 kommt „Dschungelbuch 2“ jedenfalls nicht heran – wobei ich mich hier auf das Urteil zweier Experten stütze.

E., fünf Jahre alt, deren cineastische Sozialisation vor zwei Jahren mit der Wiederaufführung des Original-„Dschungelbuchs“ begann, und J., sieben Jahre alt, fanden beide das Sequel zwar „gut“, waren aber schon eine halbe Stunde später wieder mit anderem beschäftigt. Von dem Original erzählten sie dagegen noch tagelang, wie im Übrigen auch von „Monster AG“, „Shrek“ und „Lilo und Stich“. Alles in allem ein starkes Indiz dafür, dass Steve Trenbirth’ Fortsetzung hinter den erreichten Stand der Kinderunterhaltung zurückfällt. Er ist schlicht nicht so ironisch, hintergründig und fetzig, wie es derzeit state of the art ist.

Sowieso beschleicht einen bald das Gefühl, dass sich der filmische Ehrgeiz mit einer Hommage begnügte. „Dschungelbuch 2“ wirkt, als hätten sich Fans zusammengesetzt, ihre Lieblingsstellen aus dem ersten Teil Revue passieren lassen und eine kleine Geschichte um seine Figuren herumgestrickt. Alle tauchen sie noch einmal auf: Kaa, die Schlange, die Geier, Baghira, Mogli natürlich (jetzt auch mit Menschenfamilie), und am Schluss ist Shir Khan noch einmal besiegt.

Nur King Louis fehlt, und das sagt eigentlich schon alles. Sein Duett mit Balu, dem Bären („Ich wäre hu-hu-hu so gern wie du-hu-hu“), war schließlich ein Wunderwerk an Arrangement und Anspielungskunst. In „Dschungelbuch 2“ singt an diesem Plot Point nur Balu darüber, wie gut er sich im Dschungel fühlt. Auch dramaturgisch hatte der erste Teil da eine ganze Menge mehr drauf. Während die Musik dort ganze Dschungelpaläste zum Einsturz bringt, reicht es jetzt nur für einige Retronummern. DIRK KNIPPHALS

„Das Dschungelbuch 2“. Regie: Steve Trenbirth. USA 2003, 72 Min.