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Archiv-Artikel

Mit leeren Händen in die Wüste zurück

Geflohene Migranten aus der Elfenbeinküste berichten in ihrer Heimat Niger: „Wie geprügelte Hunde sitzen wir hier“

NIAMEY taz ■ Sechs Jahre lange lebte Mohammed in Abidjan. Der Tuareg aus der nigrischen Saharawüste war in die reiche Küstenmetropole der Elfenbeinküste gezogen, um Geld zu verdienen. Jetzt ist er angesichts des dortigen Bürgerkrieges zurückgekommen – wie hunderttausende andere Westafrikaner.

„Die Spannungen gehen durch die gesamte Gesellschaft, sie sind religiöser und ethnischer Natur“, sagt Mohammed. „Es ist purer Hass.“ In Abidjan litt er schon vor dem Krieg oft unter Rassismus und Ausgrenzung – „aber wir waren ja zum Arbeiten dort, also haben wir viel erduldet.“ Erst mit dem Ausbruch des Krieges im September bekam er richtig Angst. Als Ausländer fühlte er sich nicht mehr sicher. Viele Hütten westafrikanischer Einwanderer in Abidjan sind von Gendarmen zerstört worden.

Die nigrische Gemeinde in der Elfenbeinküste ist sehr groß, man spricht von 800.000 Personen mit nigrischem Pass – von etwa vier Millionen westafrikanischen Einwanderern. Viele waren jahrzehntelang in der Elfenbeinküste. Jetzt gehen sie. 15.000 Rückkehrer sind seit dem Ausbruch des ivorischen Bürgerkrieges am 19. September 2002 nach Niger gekommen.

„Der Flughafen von Abidjan ist voll mit Leuten“, erzählt Hassane Diallo, der selbst gerade mit der burkinischen Fluglinie von Abidjan nach Niamey gekommen ist. „Sie warten in der Schalterhalle auf ihre Taschen und nehmen den ersten Flug, den sie bekommen können, egal wohin. Hauptsache, raus aus Abidjan.“ Aber die meisten können sich keinen Flug leisten und kommen auf offenen Lastwagen, wo sie die lange Reise über Ghana und Burkina Faso oben auf der Ladefläche überstehen müssen, auf Kisten, Säcken, Matratzen sitzend. „Alle paar Kilometer werden die Fahrzeuge durch Straßensperren aufgehalten“, weiß Hassane. „Überall müssen die Ausreisenden bezahlen.“

Seit Kolonialzeiten ist die relativ reiche Elfenbeinküste für Niger, das ärmste Land Westafrikas, das Hauptziel der Arbeitsmigration. „Es ist nicht schön, nach den vielen Jahren in der Emigration nun mit leeren Händen zurückzukommen“, sagt die 40 Jahre alte Rückkehrerin Fatoumata, die frustriert ihr Tuch über die Haare zieht. „Das ist eine Schande. Wie geprügelte Hunde sitzen wir hier. Was sollen wir jetzt tun? In Niger gibt es keine Arbeit.“

Noch schlimmer erging es Laouali aus. Sein Transporter wurde auf der Flucht vor Unbekannten überfallen, er wurde angeschossen. Ein Mitreisender schleppte ihn zu einem Gesundheitsposten und rettete ihm damit das Leben. Die Kosten für die Behandlung überstiegen Laoualis Ersparnisse, er verschuldete sich bei seinem Reisebegleiter. Doch er lebt. Von seinen 145 Mitreisenden sind nur 20 in Niger angekommen. SANDRA VAN EDIG