: Künast hat ein Herz für Schweine
Tierschutzbericht 2003: Ministerin will mehr Platz für Schweine, weniger Tierversuche
BERLIN taz ■ Künftig sollen sich Schweine in deutschen Ställen wohler fühlen: Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) kündigte eine neue Verordnung zur Haltung der rund 26 Millionen Borstenviecher an, als sie gestern den Tierschutzbericht 2003 präsentierte. „Das ist nur noch eine Frage von Wochen“ sagte Künast.
Sie wird dann beispielsweise vorgeben, wie viel Platz jeder Sau zusteht. Gleichzeitig will sie die Haltung von Pelztieren regeln. Rund 30 Farmen gibt es in Deutschland, auf denen Nerze, Füchse und Chinchillas gezüchtet werden. Eine vergleichbare Verordnung für Legehennen hatte Künast bereits im letzten Jahr durchgesetzt. Danach ist es ab 2007 verboten, die Eierproduzenten in herkömmlichen, engen Käfigen zu halten.
Als ihren Erfolg verbuchte Künast gestern auch, dass der Tierschutz seit Juli 2002 im Grundgesetz verankert ist. Tierschützer aber kritisierten, Künast lasse sich zu viel Zeit. So sagte Eisenhart von Loeper von den „Menschen für Tierrechte“ der taz: „Die Umsetzung lässt zu wünschen übrig.“ Besorgt sind Tierschützer aber vor allem über die neuen Zahlen zu Versuchstieren: An mehr als 2,1 Millionen Mäusen, Ratten, Fischen wurden im Jahr 2001 Medikamente oder ähnliches getestet. Das sind rund 300.000 mehr als im Jahr zuvor.
Wenn die Chemieindustrie ihre Produkte – so plant es zumindest die EU – nicht mehr auf den Markt bringen darf, ohne die Wirkungen auf den Mensch zu testen, werden die Zahlen wohl weiter steigen. Künast: „Wir werden uns für Alternativen stark machen.“ HG