piwik no script img

Archiv-Artikel

Zu Land und in der Luft

Die U.S. Air Bases in Deutschland sind kriegswichtig. Flugbewegungen seit letzter Woche verdoppelt

FRANKFURT/M. taz ■ Alle friedensbewegte Welt redet von den Überflugrechten der U.S. Air Force in Deutschland. Niemand dagegen moniert die Nutzung der Autobahnen durch die U.S. Army beim Transport kriegswichtiger Güter und Truppen über Land. Dabei rechnen die rund 3.500 US-Panzersoldaten im hessischen Baumholder täglich mit ihrer Verlegung an die Front – zusammen mit ihren Panzern. Den Job erledigen wird das 37th Transportation Command aus dem nahen Kaiserslautern, das über den entsprechenden Fuhrpark verfügt. Die Tanks für den Wüstenkrieg werden wohl noch in dieser Woche auf Sattelschlepper verladen und über die Autobahn zur 50 Kilometer entfernten Airbase Ramstein verfrachtet. Dort warten schon die gigantischen Transportmaschinen der U.S.-Air Force auf die „Fracht“.

Doch nicht nur Transportmaschinen der US-Luftwaffe überfliegen derzeit Deutschland. Auch die in England in den Irak startenden B-52-Bomber sind, meist in der Nacht, am Himmel zu sehen: über Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Das bestätigte inzwischen die Deutsche Flugsicherung in Langen.

Ohnehin sind die Bomber auf die in Ramstein und auf der Rhein-Main Air Base in Frankfurt stationierten Tankflugzeuge vom Typ KC 135 angewiesen, die bis zu 150.000 Liter Flugbenzin mit sich führen. Die tanken Sprit fressende Maschinen mit ihrer gewaltigen Bombenlast auf dem Hinflug wenigstens zweimal wieder voll.

Die Flugbewegungen auf der Base in Frankfurt haben sich im Vergleich zur Zeit kurz vor Kriegsbeginn auf knapp 100 Starts und Landungen täglich mehr als verdoppelt. Über Rhein-Main werden vor allem Kampfeinheiten aus den Staaten an den Golf verlegt. Die GIs halten sich nur kurz auf der Base auf: Zigarettenpause bis der Tankwart winkt. Es wird generell vollgetankt. Ein Bus-Shuttle bringt komplette Besatzungen über die Autobahn von Frankfurt nach Ramstein und zurück. Bomben und Granaten dagegen, sagt eine Sprecherin der Base zur taz, würden in Frankfurt „ganz bestimmt nicht“ verladen.

Tatsächlich werden kriegswichtige Güter eher in Ramstein umgeschlagen: von der Rakete bis zum Kastenweißbrot. Die dort stationierte 86th Airlift Wing jedenfalls ist „rund um die Uhr im Einsatz“, sagt der kommandierende Brigadegeneral. Seit Sonntag sind auch die in Ramstein stationierten Maschinen vom Typ C-9 „Nightingale“ täglich im Einsatz. Die fliegenden Lazarette bringen schwer verwundete oder erkrankte Soldaten zur Base in Deutschland, die danach umgehend in das nahe Landstuhl Regional Medical Center der US-Streitkräfte verlegt werden.

Ruhe eingekehrt ist dagegen in Spangdahlem. Die dort einmal stationierten A-10-Bomber und F-16-Kampfflugzeuge haben schon im Februar die Republik überquert und fliegen jetzt ihre Einsätze von Kuwait aus. Auf der Base in der Eifel wird die Zeit für den Bau auch einer breiteren und längeren Rollbahn genutzt. Die soll im September fertig sein – für den nächsten Krieg.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT