Bagdad: Tod auf dem Marktplatz

Tag 7 des Irakkrieges: Schwere Explosion in einer belebten Geschäftsstraße tötet mindestens 15 Menschen. Weitere zivile Opfer werden befürchtet. US-Militärs prüfen den Vorfall. Weiterhin ununterbrochene schwere Luftangriffe auf irakische Hauptstadt

AMMAN taz ■ Bei einer Explosion in einer belebten Geschäftsstraße in Bagdad sind am Mittwochmorgen nach Augenzeugenberichten mindestens 15 Menschen getötet und 45 verletzt worden. Zunächst war unklar, ob – wie von offiziellen irakischen Stellen erklärt – ein alliierter Angriff mit Raketen oder Bomben die Ursache war. Insgesamt sollen bei Luftangriffen auf Bagdad am Mittwoch nach Angaben des arabischen Fernsehsenders al-Dschasira dutzende von Menschen ums Leben gekommen sein. Bagdad ist am Mittwochabend wieder bei US-Luftangriffen getroffen worden. Augenzeugen berichteten von einer Serie sehr schwerer Explosionen in den südlichen Außenbezirken. Dort haben Spezialeinheiten der Republikanischen Garden zur Verteidigung der Stadt Stellung bezogen.

Aufgebrachte und wutentbrannte Menschen liefen wild durcheinander, entstellte Leichen lagen umher, darunter die einer schwangeren Frau. Decken wurden zu Bahren umfunktioniert, um die Verletzten davonzutragen. Einschlagkrater wurden auf einem geschäftigen Marktplatz in dem Bagdader Wohnviertel gesehen, ein noch rauchendes Auto mit einer verkohlten Leiche im Innern, ein völlig zerstörter Wohnblock im Hintergrund sowie einige schwer beschädigte Ladenzeilen. Kranken- und Feuerwehrwagen trafen ein.

Der Rauch eines brennenden Öltankfahrzeugs vermischte sich mit dem Staub des Sandsturms, der an diesem Tag über Bagdad tobte. Augenzeugen berichteten von zwei Raketeneinschlägen in der geschäftigen Marktstraße. Von mindestens 15 Toten berichten Korrespondenten vor Ort, eine weitaus größere Zahl wurde verletzt. Nach Angaben von Korrespondenten und Augenzeugen gab es keine militärische Einrichtung in der Nähe des Markts. In den arabischen Fernsehstationen war vom ersten amerikanischen Massaker dieses Krieges die Rede. Sie zeigten Bilder von Krankenhäusern mit Kindern, die bei dem Raketeneinschlag verletzt worden sein sollen.

Zwei Stunden darauf meldete sich erstmals offiziell das US-Militär im weit entfernten Hauptquartier im Golfemirat Katar zu Wort. Im Moment wisse er von nichts, sagte US-Militärsprecher und Brigadegeneral Vincent Brooks und spielte auf Zeit. „Wir wissen nicht, ob das unsere waren. Wir können noch nicht sagen, ob wir irgendetwas damit zu tun haben.“ Es sei zu früh, zu sagen, ob US-Streitkräfte das falsche Ziel getroffen hätten.

Unterdessen ging die Bombardierung Bagdads in unregelmäßigen Abständen weiter. Da es kaum mehr eine Vorwarnung durch Sirenen gebe, seien viele an diesem Tag vorsichtiger geworden, berichtete ein Einwohner Bagdads am Telefon. Man wisse nie, wann die Bomber kommen, sagte er.

Man könne nicht sagen, ob die US-Luftangriffe direkt auf zivile Ziele abzielten, berichtete ein Al-Dschasira-Korrespondent in der Stadt, aber sicher sei, dass es in den letzten 24 Stunden neben dem Raketeneinschlag auf dem Marktplatz zahlreiche andere zivile Tote gegeben habe. „Das ist mit Sicherheit nicht der saubere Krieg, den uns die USA versprochen haben“, sagte der Korrespondent Majed Abdel Hadi. Noch hätten die Krankenhäuser Kapazitäten, aber aufgrund der UN-Sanktionen seien sie grundsätzlich schlecht ausgerüstet. Feuerwehr und Zivilschutz funktionierten weiterhin gut und effektiv. KARIM EL-GAWHARY