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Archiv-Artikel

Misstrauen gegen Oberdeichgraf

Das Bündnis gegen Elbvertiefung wirft dem Kehdinger Oberdeichgrafen Armonat vor, sich im Interessenkonflikt zu befinden. Er habe ein kritisches Gutachten zu Sturmflutprognosen im Falle einer weiteren Elbvertiefung vorenthalten

Das „Regionale Bündnis gegen Elbvertiefung“ hat die Sturmflutprognosen für den geplanten Fahrrinnenausbau in Frage gestellt. Ein Gutachten des Ingenieurbüros Manzenrieder und Partner kritisiere das gewählte Rechenmodell. Dem Oberdeichgrafen des Deichverbands Kehdingen-Oste, dem ehemaligen Stader Landrat Gunter Armonat, warf Walter Rademacher vom Bündnis vor, er habe das Gutachten unter Verschluss gehalten.

Die Planungen für eine Vertiefung der Elbfahrrinne um einen weiteren Meter haben bereits im Jahr 2000 begonnen. Das Verfahren zieht sich hin, weil das Projekt nicht nur von den Umweltverbänden sondern auch aus dem Anrainerland Niedersachsen stark kritisiert wird. Für die Niedersachsen steht dabei bis in die Reihen der Landtags-CDU hinein die Sorge um die Deiche im Mittelpunkt.

Das Bündnis gegen Elbvertiefung beruft sich mit seiner Kritik auf ein Gutachten, das die Deichverbände des niedersächsischen Elbufers in Auftrag gegeben haben. Die Gutachter weisen darauf hin, dass ihre Auftraggeber die Elbvertiefung nicht grundsätzlich verhindern wollten, sondern von deren hoher wirtschaftlicher Bedeutung überzeugt seien. Aus Sicht Rademachers ist das ein Skandal: „Der gesetzliche Auftrag der Deichverbände ist es, die Deichsicherheit für ihre Mitglieder zu gewährleisten und sonst nichts“, schimpft er.

Ihr Auftrag hielt die Gutachter nicht davon ab, das Modell für die Sturmflutprognosen zu kritisieren. Es orientiere sich am Zustand der Elbe von 1994 und ignoriere die Vertiefung von 1999. „In jedem Fall ist für Sturmfluten vor dem letzten Fahrrinnenausbau die Reibung der Fahrrinne größer gewesen als im derzeitigen Zustand“, schreiben die Gutachter. Es muss also damit gerechnet werden, dass die Sturmfluten höher auflaufen als prognostiziert.

Rademacher wirft dem Oberdeichgrafen Armonat vor, er habe das Gutachten den Mitgliedern des Deichverbandes vorenthalten. Weil Armonat in der Kooperationsorganisation „Metropolregion Hamburg“ Funktionen wahrnehme, stehe er in einem Interessenkonflikt.

Armonat erklärte diese Vorhaltungen in einem Antwortbrief für absurd. Die Ergebnisse des Gutachtens seien in die Stellungnahme des Deichverbandes zum Planverfahren eingeflossen. „Die Bedeutung des Hafens für die Menschen im Landkreis Stade ist in den Gremien unseres Deichverbandes unstrittig“, schreibt er. GERNOT KNÖDLER