: Ohren auf
Slam-Poetry gibt sich heute im Roten Salon ganz international und stellt die Schiene Paris–Berlin–Moskau her. Aber nur einer kann gewinnen
So richtig erinnert man sich gar nicht, wann es damit angefangen hat, dass Leute ihre Texte nicht in einer ordentlichen Lesung vortragen, wo die Zuhörer wie in einem Violinkonzert dasitzen, mit müden Augenlidern, und am Ende klatschen sie dann und stehen für Autogramme an. Schriftsteller nennt man die Leute, die an solchen Abenden ihre Texte vortragen, als könnte nicht jeder selber lesen, was sie geschrieben haben. Die Armen. Da sind doch die Slam-Poeten besser dran. Sie wollen sich ins Gemenge stürzen, wollen die spontane Reaktion, und vielleicht genießen sie es nicht gerade, wenn sie ausgebuht werden, aber sie genießen doch das Risiko. Der Text ist bei der Slam-Poetry nur die Notation, was zählt, ist die Performance, und da gibt es dann doch gewaltige Unterschiede, sagen wir: zwischen Tübingen und Castrop-Rauxel. Dinge wie die Performance entwickeln sich zunächst lokal, bevor dann der große Reiseverkehr einsetzt und sich die Grenzen verwischen. Den nächsten Schritt hin zu einer globalisierten Slam-Kultur tut nun der Rote Salon der Volksbühne mit seinem Paris-Berlin-Moskau-Slam „Davaj Bataille“. Da kann man vielleicht noch etwas lernen, zum Beispiel von Pilote the Hot, einem der ersten Slam-Poeten Frankreichs aus den Pariser Banlieues. Aus Berlin treten Xóchil, Stephan Porombka und Sebastian Kraemer an.