: Verstimmung im „Team Green“
Über 5000 Menschen demonstrierten um die Alster für einen Stopp des Irak-Kriegs. Bambule-Demo am Hauptbahnhof festgehalten. Polizeitaktik löste Chaos in der City aus und führte zu Kritik. Über 50 Menschen eingekesselt und festgenommen
von KAI VON APPEN
Das Fazit von Polizeisprecher Ralf Kunz für den Samstag klingt unschlüssig: „Die Versammlungen sind insgesamt friedlich verlaufen. Konsequentes Einschreiten der Hamburger Polizei gegen Straftäter und Störer führte zu vier Festnahmen sowie 53 Ingewahrsamnahmen.“ Das martialische Polizeiaufgebot belief sich auf 2000 Beamte und etliche Wasserwerfer.
Friedlich verunsichert
Über 5000 Menschen demonstrierten erneut gegen den US-Angriffskrieg gegen den Irak und forderten in der Nähe des US-Konsulats an der Alster den sofortigen Stopp der Kampfhandlungen. Die Friedensaktivisten verlangten von der Bundesregierung, den USA Überflugrechte und die Nutzung ihrer Basen in Deutschland zu verweigern. Ferner sollte die Bundesregierung die deutschen Soldaten aus den AWACS-Aufklärern in der Türkei abziehen.
Über die eher geringe Teilnehmerzahl zeigte sich das Hamburger Forum enttäuscht. „Das ist nicht darauf zurückzuführen, dass die Ablehnung des Krieges in der Bevölkerung zusammengeschmolzen wäre“, so Sprecher Lühr Henken. „Die Ursache ist vielmehr darin zu suchen, dass die polizeilichen Übergriffe auf zum Teil minderjährige Schüler am Montag zu einer Verunsicherung und Einschüchterung der KriegsgegnerInnen beigetragen haben.“
Präventiv eingekesselt
Denn was das Schmieden menschlicher Kessel angeht, zeigte sich die Polizei auch am Samstag olympiareif. So versuchte sie präventiv Menschen einzukesseln, um Bambule-Proteste aus der City zu verbannen. Die Bauwagen-Demo war von Anfang an mit Verboten belegt worden. So war es den 300 Teilnehmern nicht gestattet, den geplanten Marsch anzutreten oder sich mit der parallel stattfindenden Friedensdemo zu vereinen, wie von beiden Veranstaltern geplant. „Wenn wir unseren Arsch hier wegbewegen, will uns das ‚Team Green‘ alle einsperren“, gab eine Bambulistin bekannt. Doch nach eineinhalb Stunden „Party“ auf den Hachmannplatz am Hauptbahnhof machten einige dennoch Anstalten, sich zur Demo zu formieren. Sofort zogen von allen Seiten Wasserwerfer und Hundertschaften auf.
Totzdem gelangten Protestierende in kleinen Gruppen zum Gerhart-Hauptmann-Platz an der Mönckebergstraße. „Schill muss weg“ und „Bambule“ skandierten sie. Polizisten versuchten mit Platzverweisen und gezielten Übergriffen vergeblich für Ruhe zu sorgen, kassierten in Anspielung auf den „Kinderkessel“ am Montag spöttische Gesänge nach der Melodie von Guantanamera: „Wir waren Hamburger Schüler...“
Am Jungfernstieg kassierte die Polizei schließlich 50 Personen ein und transportierte sie mit Bussen ab. Auch diesmal gab es von Einsatzleitern vor Ort heftige Kritik an der eigenen Taktik. Durch das Demoverbot und die Zersplitterung sei mehr Chaos angerichtet worden, als wenn man die Bambulisten geordnet hätte demonstrieren lassen.