: Aussichten: Weiter trübe
Arbeitslosenzahlen im Norden steigen nicht mehr so rasant wie 2003, sind aber immer noch unverändert hoch
Hamburg/Bremen taz ■ Noch vor Wochenfrist hatte sich Hamburgs CDU-Wirtschaftssenator Gunnar Uldall wahlkampfträchtig vor die Presse gestellt und seine Arbeitsmarktpolitik als Erfolgsmodell gepriesen. Gestern bekam er mit der Veröffentlichung der neuen Arbeitslosenzahlen die eher ernüchternde Realität präsentiert. Zwar ist aufgrund des relativ milden Winters die Winterarbeitslosigkeit in der Hansestadt nicht so hoch ausgefallen wie im Vorjahr, doch ein Anziehen der Konjunktur „merken wir höchstens in homöopathischen Dosen“, wie Arbeitsamtschef Rolf Steil anmerkt. Zudem muss man bei den aktuellen Zahlen berücksichtigen, dass Menschen, die in beruflichen Trainingsmaßnahmen stecken, neuerdings in der Statistik nicht mehr als arbeitslos geführt werden (siehe Interview) – das sind allein in Hamburg fast 2.500.
Vor allem für langzeitarbeitslose Menschen bewegt sich momentan fast nichts. „Damit sind wir gar nicht zufrieden“, sagt Steil: Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahresmonat beträgt bei den Langzeitarbeitslosen in Hamburg 21,9 Prozent. Insgesamt sind 87.300 Menschen in der Stadt ohne Job. Der Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Erhard Pumm, spricht in seinem Kommentar zu den aktuellen Zahlen von einer „erschütternden Arbeitsmarktbilanz nach zweieinhalb Jahren Schwarz-Schill-Senat“. Zu Amtsantritt des Rechts-Senats 2001 lag die Arbeitslosenzahl noch bei gut 70.000.
Auch auf den übrigen Arbeitsmärkten im Norden ist weiter kaum Entspannung in Sicht. Die Zahl der Arbeitslosen in Niedersachsen schnellte im Januar saisonbedingt weiter in die Höhe. Im Vergleich zum vergangenen Dezember stieg die Zahl um 6,8 Prozent auf 399.250. Lag im Dezember vergangenen Jahres die Arbeitslosenquote bei 9,5 Prozent, betrug sie Januar 2004 10,1 Prozent (zum Vergleich Januar 2003: 10,6 Prozent).
In Schleswig-Holstein ist die Zahl der Arbeitslosen in ebenso gestiegen. Ende Januar waren 147.700 Menschen ohne Beschäftigung. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind das 2.500 oder 1,7 Prozent Erwerbslose mehr. Die Arbeitslosenquote lag im Januar bei 10,5 Prozent.
In Bremen ging die Erwerbslosigkeit um 3,9 Prozent gegenüber dem Vormonat nach oben: 42.527 Menschen sind als arbeitslos gemeldet. Ähnlich wie in Hamburg ist zumindest der Anstieg nicht mehr so hoch wie vor einem Jahr. PETER AHRENS