: berliner szenen Berlin und seine Hunde
Rumburak
In Berlin leben etwa so viele Hunde wie Menschen auf Island. 250.000 pelzige, bellende und sabbernde Wesen, die täglich vier bis sechs Tonnen Kot produzieren. Trotz der Anstrengungen, die unternommen werden, um die neue Hauptstadt so sauber aussehen zu lassen wie die alte, sind nicht wenige Kritiker davon überzeugt, dass Berlin das Hundeklo Deutschlands sei. Schlimmer als die Hunde sind die weit über hunderttausend Hundehalter. Es gibt zwar welche, die nehmen bei ihren Spaziergängen Tüten mit, um die Scheiße darin einzupacken und in den Mülleimer zu schmeißen, die meisten stehen aber nur unbeteiligt daneben, wenn der Köter sich hinhockt.
Einer von diesen Schmiere stehenden Hundehaltern steht an einem Sonntag vor meiner Haustür. Sein Hund, ein Bernhardiner mit offenbar großem Darmvolumen, verschafft sich direkt vor dem Eingang Erleichterung. „Muss das sein?“, frage ich den Besitzer, „können Sie den Hund nicht an die Leine nehmen und ein paar Meter weiter ziehen?“ – „Ich könnte schon.“ – „Warum machen Sie’s dann nicht? Ihnen würde das auch nicht gefallen, wenn man Ihnen vor die Tür scheißen würde.“ – „Is nich schön“, gibt er zu, „aber ich habe meinen Hund antiautoritär erzogen. Außerdem würde er auf Befehle sowieso nicht reagieren. Er hat ja nicht mal einen Namen.“
Er schaut den Bernhardiner an, streichelt ihm über den Kopf, sagt: „Komm, Rumburak, wir müssen jetzt weiter.“ – „Er hat ja doch einen Namen.“ – „Aber Rumburak ist doch kein Name.“ – „Doch. So heißt eine Figur aus einem tschechischen Märchenfilm.“ – „Na dann.“ – „Was ist jetzt mit dem Haufen hier.“ – „Der ist für Sie.“ – „Na, schönen Dank auch.“ – „Dafür nicht.“
JAN BRANDT