WOCHENÜBERSICHT: KONZERT : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Eigentlich sollte man in diesen Tagen zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes Berlin ja seinen Körper von einem Kinosaal in den nächsten wuchten. Zur Berlinale-Zeit heißt allein das Haste-schon-gesehen? Glauben. Zwischendurch aber darf man sich doch wohl mal ein musikalisches Roadmovie gönnen, stilvoll staubig, den Blues im Blumenhemd. Hula-Rock ’n’ Roll. Also Acapulco Gold, die schön wechselseitig die Volksbühne in die Mangel nehmen. Nach dem Konzert kürzlich im Roten Salon spielen sie jetzt am Samstag im Grünen Salon. Mit den Tourneeplänen kann man überhaupt gut einen Kalender führen. Es gilt das Jahresmaß. Was heißt, dass auch Kroke am Dienstag wieder mal im Kesselhaus spielen. Das Trio aus Krakau, das Klezmer hübsch abseits der Heimatabende hält. Könnte man mit der neuen Platte „Ten Pieces to Save the World“ vielleicht Weltmusik-Klezmer nennen, was als Etikett natürlich ein blöder Schwindel ist (Klezmer ist in sich schon Rumtreibermusik), doch aber eine Ahnung von der freimütigen Umschau Krokes in den unterschiedlichen Szenen und Genres gibt. Am Mittwoch: Pop. Im besten Schweizer Bastelformat. Klar, die Aeronauten, im Bastard. Im Magnet an diesem Abend das „I love living in the city“-Festival, bei dem die Sechziger durch die schwarze Brille von Punk betrachtet werden, oder anders herum, jedenfalls mit den Monochords, Muff Potter und den Hippriests, dazu das neue Mute-Signing Modey Lemon aus Pittsburgh, von denen im Info viel von Moogs, Sun Ra und experimentellen Außenseitern wie SilverApples zu lesen ist, aber so klingen, dass ich mir ernsthaft überlegen muss, ob es nicht an der Zeit ist, die alten Free-Platten zu exhumieren. Die hatten doch mehr drauf als nur „Alright now“? Also gut. Modey Lemon sind hechelnder, garagiger. Aber auch nur Rock ’n’ Roll. Muss man einfach lieb haben.