: Bagdad im Bombenhagel
Erneut schwere Luftangriffe auf Bagdad und Nordirak. Bodenoffensive offenbar ausgesetzt. Briten zerstören Saddam-Statuen in Basra. US-Apache-Hubschrauber und Kampfflugzeug abgeschossen
BAGDAD rtr/ap/dpa/afp ■ Die USA haben gestern erneut Bagdad bombardiert. Auch im Norden des Landes kam es zu Luftangriffen. Die Offensive der Bodentruppen gegen Bagdad dürfte indes nach Angaben aus US-Militärkreisen noch für Tage, wenn nicht sogar für Wochen pausieren. Es hieß, es gehe darum, Vorräte aufzufüllen. Die Armeeführung hat eine Pause bisher nachdrücklich bestritten. Die Kämpfe bei Kerbala und Nadschaf, wo am Vortag bei einem Selbstmordanschlag vier US-Soldaten getötet worden waren, gingen weiter.
Im Stadtzentrum von Bagdad und in den südlichen Vororten waren den ganzen Tag über Explosionen zu hören. Die Zahl und die Schwere der Angriffe erreichten ein neues Ausmaß. Nach Angaben des arabischen Fernsehsenders al-Dschasira wurde am Sonntag ein Wohnviertel in der Innenstadt getroffen. Der Korrespondent berichtete, dass eine Rakete im Stadtteil Innere Karrada eingeschlagen sei. Dabei habe es Tote und Verletzte gegeben. Der Korrespondent sprach von einer Serie schwerer Luftangriffe, die jede halbe Stunde erfolgten. Bei der Übertragung aus Bagdad waren schwere Explosionen zu hören. Südlich der irakischen Hauptstadt flogen die US-Truppen Luftangriffe auf Stellungen der Republikanischen Garden, die dort einen Verteidigungsring bilden.
Aus dem Norden des Landes meldete ein CNN-Reporter starke Explosionen in der Nähe der Städte Mosul und Kalak, wo es zu Gefechten zwischen irakischen Truppen und kurdischen Einheiten komme. Vom westenglischen Stützpunkt Fairford starteten gestern erneut B-52-Langstreckenbomber.
In Basra stießen britische Marinesoldaten mit Panzern bis ins Zentrum der Stadt vor und zerstörten dort laut Fernsehberichten zwei Statuen von Hussein. Danach zogen sie sich wieder zurück. Ein Versuch zur Einnahme der Stadt durch die britischen Streitkräfte ist nach Militärangaben vorerst nicht geplant. Der Kommandeur der vor Basra eingesetzten „Wüstenratten“- Division, Brigadegeneral Graham Binns, sagte im Sunday Telegraph, eine Invasion Basras mit Straßenkämpfen würde zu hohen Verlusten unter der Zivilbevölkerung führen: „Ich werde mich nicht nach Basra hineinziehen lassen und für ein neues Stalingrad oder Grosny sorgen.“
Hilfsorganisationen fürchten eine humanitäre Katastrophe in Basra mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern. In weiten Teilen der Stadt gibt es kein Wasser und keinen Strom mehr.
Die irakischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben einen Apache-Kampfhubschrauber und ein Harrier-Kampflugzeug der US-geführten Truppen abgeschossen. Informationsminister al-Sahhaf sagte gestern, der Kampfhubschrauber sei im Süden in der Region von Basra getroffen worden. Die beiden Piloten seien erschossen worden.
Schon am Freitagabend wurden bei einem Luftangriff auf Bagdad mehr als 50 Menschen getötet. Ein Sprecher des US-Zentralkommandos kündigte eine Untersuchung des Raketeneinschlags auf dem Al-Nasser-Markt an, bei dem irakischen Ärzten zufolge 58 Menschen getötet wurden, darunter viele Kinder.