: Schöner schwitzen mit Soul
The Mars Volta sind einer der besseren Beweise dafür, dass man auf Geschichtsbewusstsein recht gut seine Zukunft bauen kann
Das wird jetzt mal eine etwas schwierigere Übung: Wir schließen kurz die Augen und stellen uns vor, dass die Sechziger einfach gar nicht stattgefunden haben. Dass im Kalender an dieser Stelle einfach nur so eine schwarze Lücke eingeschoben ist … und da macht man besser schnell wieder die Augen auf und verschafft sich Licht, weil das will man sich gar nicht vorstellen, diese graue Armseligkeit. Denn nichts wäre dann weiter geschehen, nichts könnte man auch schreiben von John Mayall, dem Doyen der britischen Bluesszene, durch dessen Bands all die Claptons, die Peter Greens und Mick Taylors gegangen sind, die dann zu Ruhm und Ehre durchgereicht wurden. Da darf man schon von Legende sprechen, die heute im Columbia Fritz Hof hält. Vergangenheit hat gegenwärtig immer Zukunft. Ohne die Sechziger als kultureller Relaisstation wäre auch nichts von Mars Volta zu hören, dem neben Sparta weitaus interessanteren Spaltprodukt des Energieriegels At The Drive In. Im vergangenen Jahr demonstrierten die schon mal im SO 36, dass man Rock gut durch die verschiedensten Ecken prügeln kann, ohne dabei am roten Faden zu verlieren. Komplex, aber nicht verzwirbelt. Also tatsächlich wie der nie veröffentlichte Jam von Led Zeppelin mit Sly and the Family Stone und dem Miles Davis, der gerade Bitches Brew im Kessel rührte. Die Leader of the Gangs, 1969. Alles andere als ein alter Schlapphut. Afrolook für immer.