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Archiv-Artikel

Bank will sich ab jetzt bescheiden geben

Bankgesellschaft will in ihrer Sanierungsphase ohne zusätzliche Finanzhilfen auskommen. Operative Verluste gesenkt

Die Bankgesellschaft Berlin sieht sich auf gutem Wege. Zwar häufte die mehrheitlich landeseigene Bank im vergangenen Jahr noch einmal Verluste in Höhe von knapp 700 Millionen Euro an – in diesem Jahr solle aber zumindest das operative Geschäft ausgeglichen enden, teilte die Bank gestern mit. Zudem erwartet die Bank, bis Ende 2006 keine zusätzlichen Finanzhilfen des Landes erhalten zu müssen.

Die Landesbürgschaft für Immobilienfonds-Risiken in Höhe von bis zu 21,6 Milliarden Euro bleibt aber bestehen. Der rot-rote Senat hatte in der vergangenen Woche beschlossen, zunächst auf die geplante Privatisierung der angeschlagenen Bank zu verzichten und sie bis Ende 2006 in Eigenregie zu sanieren.

„Die Sanierung greift“, sagte Bankchef Hans-Jörg Vetter gestern. Die Bank habe trotz des schwierigen Marktumfeldes eine stabile Basis errichtet. „Wir verfallen jetzt aber nicht in voreiligen Optimismus.“ Zunächst müssten noch Belastungen aus der Vergangenheit verarbeitet werden. „Andererseits hat es noch nie in einem Jahr zuvor derart gehäufte Unsicherheiten in Konjunktur, Geopolitik und in der Gesamtwirtschaft gegeben.“

Im Jahr 2002 hat die Bank nach eigenen Angaben einen Verlust im operativen Geschäft in Höhe von 48 Millionen Euro eingefahren – deutlich weniger als geplant. Dass die Bankgesellschaft trotzdem ein Gesamtminus von knapp 700 Millionen Euro verbuchte, liege maßgeblich an Abschreibungen von 399 Millionen Euro auf Euro-Stoxx-Anteile wegen der schwachen Börsenentwicklung, so Vetter. Die Bank hat sich hier offenbar verspekuliert.

Die Opposition im Abgeordnetenhaus reagierte gestern skeptisch auf die vorgelegten Eckzahlen der Bankbilanz des vergangenen Jahres. „Das operative Geschäft ist erfreulich gut gelaufen“, so der Grünen-Finanzexperte Jochen Esser. Aber das Minus unterm Strich sei höher als geplant, damit sei ein großer Teil der für die Sanierungsphase eingeplanten Verluste schon eingetreten. Zudem sei deutliche Kostensenkung, etwa bei den Personalkosten, zu Beginn einer Sanierung immer leichter zu bewerkstelligen als am Ende.

Auch FDP-Fraktionschef Martin Lindner begrüßte das „erfreuliche operative Ergebnis“. Umso verdächtiger sei aber, dass es mit dem Verkauf nicht geklappt habe. Wenn die Bank mit der Sanierung auf gutem Wege sei und ihre Altrisiken im Griff habe, müsste man sie doch, wenn gewollt, leicht verkaufen können. „Irgendetwas stimmt da nicht.“ RICHARD ROTHER