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Archiv-Artikel

Ein brüllender Friedensengel?

betr.: „Kinderspiel Krieg“ von B. Poetter, taz vom 25. 3. 03

Sie haben Ihrem Sohn Ihre Silberbüchse vererbt, belegen wöchentlich bar jeglicher kritischen Selbstreflexion Ihren empathiearmen autoritären Erziehungsstil und wundern sich über die Gewaltspiele Ihres Sohnes. Das stimmt mich traurig. Hey, Sie sind taz-Autor! Durch Androhung von Vergeltung wollen Sie die Wut und Aggression der Kinder in Friedfertigkeit umwandeln. Ein brüllender Friedensengel? Der Vergleich zur aktuellen Politik ist nicht weit hergeholt. Die Silberbüchse zum Kriegspielen bekam Hussein vor Jahren von Papa Bush, welcher nun wütend und mit Vergeltung drohend ins Kinderzimmer Irak stürmt, um das gefährliche Spielzeug wieder einzutreiben. Die Ohnmachtserfahrung des Irakischen Volkes ist von der Ihres Sohnes nicht verschieden. Versuchen Sie sich in beide hineinzuversetzen. Ihr Sohn wird es Ihnen danken. STEFAN MELZER, Weimar

Im Artikel schreibt Pötter, dass sein Sohn stolz die Silberbüchse seines Vaters trägt, außerdem noch andere Waffen. Darunter ein Kasten: „Kinder unter Waffen“, in dem Folgendes zu lesen ist: „Selbst von angehenden Lehrern erhalten Kinderknarren die pädagogische Absolution. Eine Staatsexamensarbeit an der Uni München befand, dass der Waffengang für ausgeglichene Kinder nur phasenweise interessant ist, extreme Gefühle ausdrücken lässt und neben Aggressionen auch kooperatives Verhalten zeigt. ‚Bedauerlicherweise fühlen sich Mädchen sehr wenig zu Waffen hingezogen.‘ “ […]

Ihr Mitarbeiter schreibt, dass er auch Vater einer Tochter ist. Sollte seine Tochter anfangen, mit Puppen zu spielen, ein Spiel, das extreme Gefühle zulässt, nämlich Mitgefühl und liebende Fürsorge, braucht er sich keine Sorgen zu machen, da das bei ausgeglichenen Kindern nur phasenweise auftritt. Sie wird die Puppen früh genug in die Ecke werfen, zur Knarre greifen und Soldatin werden, damit sie später zu einem eigenen Einkommen und einer guten Rente kommt. RENATE NEUMANN, Frankfurt/Main

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