piwik no script img

Leistung statt Chromosomen

Die CDU entdeckt ihre schwache Flanke: Spitzenkandidat Hartmut Perschau posierte für die Plakate, mit denen die Partei in den Bürgerschaftswahlkampf startet. Slogan: „Starke Frauen wählen“

taz ■ Zu wenig Wähler in den Städten, kaum attraktiv für Frauen – Gründe, die nicht nur Edmund Stoiber das Kanzler-Genick brachen. Der geringe Anteil Wählerinnen war auch ausschlaggebend für das Ergebnis der CDU bei der vergangenen Bürgerschaftswahl. 1999 machten 46,1 der Bremerinnen ihr Kreuz bei Frauenschwarm Henning Scherf und seiner SPD – glatte zehn Prozent Wählerinnen weniger heimste die CDU ein (Männer: 40,8 zu 37,8 Prozent).

Das soll der Union bei der kommenden Bürgerschaftswahl nicht mehr passieren. Deshalb präsentierte sich gestern Spitzenkandidat Hartmut Perschau mit einem Besen an einer Plakatwand am Flughafen. Alles hatte stark symbolischen Charakter: Die Nummer 1 war nämlich umringt von hoffnungsvollen Christdemokratinnen, die am 25. Mai in die Bürgerschaft ziehen wollen. Adlatus Perschau posierte mit Besen, um quasi symbolisch die beiden Plakatmotive „nur“ zu kleben, mit denen die CDU derzeit groß in den Wahlkampf einsteigt. Slogan: „Starke Frauen wählen. Viel getan. Viel zu tun. CDU.“

Darauf zu sehen ist etwas für die Merkel-geführte CDU eigentlich nicht Überraschendes: Bremer CDU-Frauen. „Frauen sind in der Politik ebenso wichtig wie Männer“, sagte Elisabeth Motschmann, Staatsrätin im Innenressort. Es werde „höchste Zeit“, dass sie „genauso beteiligt werden.“ Schließlich seien Frauen „ebenso qualifiziert“, assistierte Sibylle Winther, Staatsrätin im Wirtschaftsressort – um sich doch nur verschwommen darüber zu äußern, ob sie denn im Fall der Fälle bereit sei, ihren Senator Josef Hattig zu beerben. Winther: „Ich fühl’ mich wohl in meinem Bereich“.

Die Damen-Riegen sollen drei Wochen an 150 Plätzen im Land Bremen hängen. Dafür zuständig: Helmut Pflugradt, Fraktionsvize und „Wahlkampf“-Manager der CDU. Insgesamt werde der Landesverband 250.000 Euro in den Wahlkampf investieren. Und mit welchem Motiv überrascht die CDU Bremen als Nächstes? Pflugradt: „Das verrat’ ich nicht“.

Das Plakat sei schon „mal was anderes“, betonte Catrin Hannken, erst 29 Jahre und schon auf Platz 3 der CDU-Liste. Bundesweit sei keine Liste „so gut aufgestellt“ wie die Bremer, sagte Elisabeth Motschmann. „Und wir“, meinte Winther, „haben das intern gestellte Ziel von einem Drittel der Listenplätze sogar übertroffen“. Motschmann, mit einem leichten Seitenhieb auf die Quoten und Quoren „anderer“ Parteien: „Bei uns zählen nicht die Chromosomen, sondern die Leistung.“ ksc

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen