: Space-Vergnügen auf Staatskosten
Nachdem auch die „Allianz Center Management“ keine Ankermieter für die Space-Shopping-Mall gefunden hat, will das Wirtschaftsressort das Space-Erlebnis-Center allein eröffnen. Die 40 Millionen Euro Staats-Zuschuss sind dann erst einmal weg
taz ■ Wenn im August der Bus-Touristik-Verband seine Geschäftsmesse hat, dann wird Bremens staatliche Touristik-Zentrale mit einem „definitiven Eröffnungstermin“ für das Space Center werben. Das teilte gestern die Staatsrätin des Wirtschaftsressorts, Sybille Winther, als Antwort des Senats auf eine Anfrage der Grünen mit. Ganz sei das allerdings noch nicht entschieden, sagte Winther.
„Wir haben noch keine Entscheidung getroffen“, sagt auch der neue Sprecher der Space-Center-Betriebsgesellschaft, Wolfgang Wilke. Diese Betreiber-Gesellschaft gehört seit Anfang des Jahres einer Gruppe von Managern der amerikanischen „ProFun“-Gruppe, die früher die Autostadt Wolfsburg beraten hatten. Im April noch soll der „Space Shut“ neben der Raketen-Attrappe aufgebaut werden, die Maschinenfabrik Huss bietet das Gerät unter dem Titel „Shot‘n‘Shot“ für die Osterwiese und ähnliche Volksfeste an. Im November sollen auch die anderen Space-Center-Attraktionen technisch fertig sein – dann könnte es theoretisch los gehen.
Vor Jahren schon hatte der Bremer Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) erklärt, dass das Space Center sich nur betriebswirtschaftlich betreiben lasse, wenn es als eine Einheit mit dem Einkaufszentrum und dem Großkino vermarktet werde. In Beton ist alles fertig, nur Mieter haben sich bislang noch keine gefunden. Der Weser Report mutmaßte am vergangenen Sonntag, dass ein „schwäbischer Bekleidungsspezialist“ an der Angel sei für das Einkaufszentrum. Es handelt sich dabei um die Breuninger-Gruppe. Breuninger habe das Ziel, „in allen Großstädten“ Filialen seiner „exquisiten Bekleidungs-Geschäfte“ aufzubauen, sagt der Firmensprecher. Das Stammhaus liegt direkt gegenüber des Stuttgarter Hauptbahnhofs. In Frankfurt soll ein Haus in City-Lage in zwei Jahren eröffnet werden, in Leipzig 2005. In Bremen, sagt der Firmensprecher, sei derzeit „kein Objekt im Gespräch“.
Mit dem Breuninger-Gerücht wurde in Bremen seit Wochen Optimismus verbreitet. Wenn daran nichts ist, dann bedeutet das: Nach der Köllmann-Gruppe und der amerikanischen Mills Corporation hat nun auch die „Allianz Center Management“ über Monate vergeblich nach vorzeigbaren Mietern für das Shopping-Center gesucht. Ein „definitiver“ Eröffnungstermin für das Space-Erlebnis-Center würde in dieser Situation sofort die Frage aufwerfen, wer die bisher erwarteten Defizite trägt.
Die „alte Herren-Riege“, wie die fünf Profun-Leute unter Space Park-Mitarbeitern scherzhaft genannt werden, verbreiten Optimismus. Sie wollen endlich anfangen, und sie behaupten, die Geschäfte würden schon kommen, wenn das Erlebnis-Center erst einmal die Menschen anlocken würde. Nur ob der Zeitpunkt kurz vor Weichnachten der Richtige ist, wird noch diskutiert. Und im Eingangsbereich zum Space Center müsste man den Leerstand des Shopping Mall wenigstens optisch verschwinden lassen. Allerdings haben die Profun-Leute kaum eigenes Geld mit ins Geschäft gebracht. Der Bau des Space Center wurde mit einem Kredit über 70 Millionen Euro von Dresdner Bank und Stadt Bremen sicher gestellt, ProFun erhielt gleichzeitig die Zusage über zehn Millionen Euro Betriebsmittel-Kredit. Und die staatliche Bremer Marketing-Gesellschaft beteiligt sich mit 10 Millionen Euro an dem Werbe-Aufwand.
Bremen will aber seinen Betriebsmittel-Zuschuss nur geben, wenn die Dresdner Bank die vertraglich vereinbarte andere Hälfte gibt. Die aber hat gerade in der vergangenen Woche ihren Vorstandsvorsitzenden verloren, die Allianz-Versicherung hat bei der Dresdner einen Mann ihres Vertrauens an die Spitze gesetzt. Wie die neue Spitze der Dresdner Bank letztlich über ihre bisher nur halb abgeschriebene Investitionsruine Space Park entscheidet, darüber möchte derzeit niemand in Bremen Wetten abschließen. kawe