: Flieger mit Gegenwind
American Airlines entgeht Insolvenz dank Lohnverzicht der Mitarbeiter. Lufthansa beschließt neues Sparprogramm
BERLIN taz/afp/dpa ■ Luftfahrtkrise und kein Ende: American Airlines, die größte Fluggesellschaft der Welt, entging in der Nacht zum Dienstag nur knapp dem Gang zum Insolvenzrichter. Gewerkschaften und Geschäftsführung einigten sich auf Lohnkürzungen in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Viertel aller Gehälter. Und auch die deutsche Lufthansa in Frankfurt verhandelt mit ihrem Betriebsräten über Kurzarbeit bei weniger Lohn.
Der nächtlichen Einigung im amerikanischen Fort Worth waren wochenlange Verhandlungen vorausgegangen. Die Unternehmensleitung von American Airlines hatte gedroht, sie werde einen Insolvenzantrag stellen, wenn die Angestellten nicht zu Lohnverzicht bereit seien. Nun, so Konzernchef Donald Carty, benötige man allerdings auch noch „bedeutsame Konzessionen“ von Lieferanten, Leasingfirmen und sonstigen Unternehmen.
Die Piloten der American Airline verzichten auf insgesamt 660 Millionen Dollar Lohn. Die Flugbegleiter kommen auf 340 Millionen, die Mechaniker auf 620 Millionen, andere Mitarbeiter auf 80 Millionen Dollar. Das Management trug 100 Millionen Dollar bei. Carty selbst verzichtet auf 33 Prozent seines Grundgehalts und auf Bonuszahlungen.
Die Vereinbarungen sind laut Carty ein „kritischer erster Schritt auf dem resoluten Überlebensmarsch“. Sie müssten noch von den Gewerkschaftsmitgliedern genehmigt werden. Die Lage des Unternehmens sei trotzdem „weiterhin schwach und seine Perspektiven unsicher“. Im vergangenen Jahr erzielte es einen Rekordverlust von 3,5 Milliarden Dollar. Der Lohnverzicht ist Teil eines Sanierungsprogramms. American Airlines will jährlich 4 Milliarden Dollar einsparen.
Ähnlich angespannt ist die Lage bei der Lufthansa. Die älteste deutsche Fluggesellschaft leidet unter Flugausfällen nach Nahost wegen des Irakkriegs und unter rückläufigen Passagierzahlen. Der Konzern beschloss deshalb ein Sparprogramm und prüft, ob er bei Piloten und Stewardessen Kurzarbeit anordnen kann. Das könnte über eine Krisenklausel im Tarifvertrag geschehen. Sie sieht vor, dass bei starkem Rückgang der Erlöse oder der Passagierzahl die Arbeitszeit verkürzt werden kann.
Unterdessen erhielt die ebenfalls angeschlagene Fluggesellschaft US Airways gestern ein staatliches Darlehen über 1 Milliarde Dollar. Das teilte das ATSB (Air Transportation Stabilization Board) mit, eine nach dem 11. September gegründete Behörde zur Rettung der Luftfahrt. US Airways hatte im vergangenen August ein Insolvenzverfahren beantragt und stand seitdem unter Gläubigerschutz. KK