: Untote Reimer
Wie steht es inzwischen um den deutschen HipHop? Fettes Brot und Afrob & Samy Deluxe werden‘s wissen
Monatelang nichts los in Bremen, und dann kommt‘s richtig dicke. Mit Fettes Brot und Afrob & Samy Deluxe schlagen an diesem Wochenende gleich zwei der ganz großen Namen des deutschen HipHop am Weserstrand auf.
Sprechgesang mit deutschen Texten – was vor zehn Jahren noch revolutionär und der allerletzte Schrei war, wird mittlerweile in Fachkreisen bereits als totgesagtestes Musikgenre nach Grunge gehandelt. Die Plattenverkäufe gehen zurück, die Konzertsäle werden kleiner – die Spreu trennt sich vom Weizen.
Und zum Weizen zählen Fettes Brot, Afrob und Samy Deluxe auf jeden Fall. Trotz Krise stehen die Rap-Dinos immer noch recht stabil auf den Beinen – im Falle von Fettes Brot schon seit elf Jahren.
Dabei war den drei Hamburgern der große kommerzielle Erfolg anfangs gar nicht geheuer: Als sie 1995 mit der plattdeutschen Party-Hymne „Nordisch By Nature“ ihren großen Durchbruch schafften, sahen sie sich erstmal in die Blödel-Ecke gedrängt und nahmen die Platte wieder vom Markt. Mittlerweile haben die drei ihren Humor aber verfeinert. Ihre hintergründig schlauen Reime laufen nun nicht mehr Gefahr, mit Mike Krüger und Klaus & Klaus in einen Topf geworfen zu werden.
Inhaltlich weniger humorvoll als die Brote, musikalisch aber auf gleicher Augenhöhe bewegen sich der Stuttgarter Afrob und Samy Deluxe aus Hamburg. Auch sie sind Veteranen der HipHop-Szene, die seit Jahren für beständige Qualität stehen. Nach mehreren vereinzelten Kollaborationen in den letzten Jahren haben sie am Montag ihr erstes gemeinsames Album „Wer Hätte Das Gedacht?“ veröffentlicht.
Ob es die beiden Rap-Institutionen nun schaffen werden, den Patienten HipHop zu reanimieren, oder ob sie ihm nur noch die letzte Ölung verpassen können, wird das Wochenende zeigen.
Till Stoppenhagen
Fettes Brot: Freitag, 3. April, 20 Uhr, Tower. Afrob & Samy Deluxe: Samstag, 4. April, 20 Uhr, Kulturzentrum Schlachthof, Kesselhalle