ürdrüs wahre kolumne : Hafencasino retten!
Dass die Bremer Architekten jetzt Unterschriften zum Erhalt der alten Stadthalle sammeln, mag man als rührend empfinden – es greift aber doch zu spät. Schließlich wirkt die Eleganz des Gebäudes nur als Solitär und ist durch die angebauten Lagerhallen längst zerstört. In diesem Kirchspiel haben leider stets die Schweinepuckel das Sagen, die kleinsthirnstämmige Visionen zur Geldvernichtung auf den Marktplatz tragen und bewährte Umsatzbringer wie den Freimarkt zerkloppen, nur um wieder mal für lau bei Eröffnungsfeierlichkeiten zu suupen und frääten. Auch das Space Park-Desaster ist kein Zufall, und als Petitesse reicht selbst die Pachtaufkündigung des ebenso liebenswerten wie einträglichen Hafencasinos am Holzhafen zur Illustration der ortsüblichen Großmannssucht. Vielleicht nimmt die SPD-Fraktion diesen Hinweis noch für ihre Kampagne für „Kleinode, die im Verborgenen schlummern“ entgegen, bevor der Bund als rächender Gott der Zeitgeschichte diesen Sandkastenstrategen bald das teure Spielzeug Eigenstaatlichkeit aus der Hand nimmt!
Traurig traurig, wie sich Sir Martin immer mehr als verkrampfter Tütenkasper denunziert. Die friedensfreundliche Villa Ichon als Exil- Residenz für Saddam Hussein – auf so eine pseudo-ironische Hihi-Huhu-Plattscheiße wie Rooney wären doch nicht mal die Opas aus der Muppetshow im Privatfernsehen gekommen! Soll halt das Geld nehmen und ’ne Frittenbude in Oberneuland aufmachen: gekotzt wird doch immer ... Erst wenn sich alle Parteien in dieser Posse auf ein Schweigegelübde einlassen, wird diese blöde Kuh endlich vom Eis zu schieben sein!
In der Brill-Unterführung werden von an sich sehr nett wirkenden Menschen Handzettel in betonter Lustlosigkeit verteilt. Verständlich. Geht um die Zitronensaftkur zur Entschlackung und Blutreinigung, „damit der Bikini wieder passt.“ Was soll sowas?
Vegesack. Ach Vegesack. Wann immer die Planer von Einkaufsmeilen im Zeitalter der Globalisierung mal wieder eine besonders eklige Konsum-Halle ins beschränkte Leben schicken, nennen sie den Schnittpunkt der öden Hauptachsen gern „Dorfplatz“, und wo Plattdeutsch noch als integratives Bekenntnis zur heimischen Scholle gilt, heißt sowas auch schon mal maritim treuherzig „Haven Höövt“. Ein jeder weiß, dass diese rundum verglaste Lego-Landschaft Dutzende von Existenzen im Stadtnorden vernichten wird und dass nur die Hälfte ihr erstes Jahr überleben und irgendwann die ganzen Kojen so nanunana- und ernstings family-mäßig heißen wie die überall gleich langweiligen Franchise- Kackbuden. Wenn der Ortsamtsleiter sogar beobachtet, wie Teile des shoppenden Mobs am Eröffnungstag auch in die angestammte Fußgängerzone driften, mag man das als Zweckoptimismus durchgehen lassen, könnte aber ebenso gut behaupten „Frech gelogen – schlecht erfunden“.
Dass der merkantile Gesamtzirkus der geschwätzig-hilflosen Center-Manager seit Jahren vor fast leeren Rängen spielt, hat sich rumgesprochen – warum sowas aber immer wieder neu inszeniert wird, fragt sich bestimmt nicht nur
Ulrich „ Likedeeler“ Reineking