: Gegen „Sklaven-Agenturen“
Pünktlich zur Zeitarbeitsmesse protestierten Verdi und das „Bündnis gegen Hartz“ vor dem Arbeitsamt. Staatlich organisierte Leiharbeit führe zu Dumpinglöhnen
taz ■ Während ein Plakat am Eingang des Bremer Arbeitsamts „Zeit für Arbeit“ ankündigte, wollten die Protestierer vor dem Amt gestern lieber streiken. „Wir lehnen die staatlich organisierte Leiharbeit in Personal-Service-Agenturen ab“, erklärte der Verdi-Bezirksvorsitzende Peter Schnaars, das „Aktionsbündnis gegen Hartz“ verteilte Flugblätter, auf denen die Abkürzung PSA nur noch „Professionelle Sklaven-Agentur“ heißt.
Im Arbeitsamt boten 17 Bremer Zeitarbeitsfirmen ihre Dienste an, draußen machten die Gewerkschaften und das Aktionsbündnis Front gegen die PSA, die es ab Juni auch in der Hansestadt Bremen geben soll.
Die beschlossene Maßnahme aus dem Hartz-Paket würde, so Schnaars, „nicht nur Auswirkungen auf die Erwerbslosen haben, sondern auf alle Beschäftigten.“ Er befürchtet, dass die Beschäftigten massiv in Konkurrenz mit Billigarbeitern geraten würden. Die Folge seien Dumpinglöhne. Zwangsläufig würden mit den Personal-Service-Agenturen (PSA) Tarifverträge unterlaufen.
Vor allem Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger sollen durch die Agenturen einen Job bekommen. Die ersten sechs Wochen erhalten die Leiharbeiter nur einen Lohn in Höhe ihres Arbeitslosengeldes oder ihrer Arbeitslosenhilfe. Dann erst gibt es einen Einstiegslohn in Höhe von 6,85 Euro, bevor der branchenübliche Stundensatz gezahlt wird. Die Verliehenen hätten weder Kündigungsschutz noch ein Recht auf Interessenvertretung durch Betriebsräte. Wer einen so „angebotenen“ Arbeitsplatz ablehne, dem werde das Geld beim Arbeits- oder Sozialamt gesperrt. Die Gewerkschaften fürchten, dass es mit den PSA zu einer Art „industrieller Leibeigenschaft“ kommt. In Bremen könnte es rund 300 Joblose treffen.
„Italien, Spanien: Generalstreik erfolgreich! Wann streiken wir gegen Hartz?“, stand auf dem Transparent des IG-Metall-„Vertrauenskörper DaimlerChrysler“. Weiter: „In diesen Ländern ist die Lockerung des Kündigungsschutzes durch Generalstreiks verhindert worden. Wir bemühen uns nun, den Protest auf möglichst breiter Ebene aufzubauen“, sagte Betriebsrat Johann Kuhrt.
Ewgeniy Kasakow
Das Plenum des Aktionsbündnisses gegen Hartz trifft sich alle zwei Wochen mittwochs um 20 Uhr im Freizeitheim Geschwornenweg 11A.