gegen nazis : Symbolik ja, nur welche?
Im Umgang mit Nazis, insbesondere der NPD, ist Berlin einiges gewohnt. Da gab es Aufmärsche in Hellersdorf, bei denen die Polizei die Glatzen vor Gegendemonstranten schützen musste. Es gab Gegendemonstrationen, die waren so stark, dass die Polizei den NPD-Aufmarsch auflöste. Und es gab die Versuche, vor allem von Ex-Innensenator Eckart Werthebach, die Nazidemos am Brandenburger Tor zu verbieten, oder, wenn das nicht klappt, gleich das ganze Demonstrationsrecht abzuschaffen.
Kommentar von UWE RADA
Vor diesem Hintergrund ist der Charlottenburger Vorschlag tatsächlich etwas Neues, versucht er doch, das bisherige Dilemma zwischen Demo verhindern (drohende Krawalle) und Demo verbieten (Drohung gegen das Demonstrationsrecht) zugunsten einer Strategie der politischen Missachtung aufzulösen. Ein Aufmarsch der Glatzen in einer menschenleeren Straße, vor geschlossenen Geschäften und Fenstern oder im verlassenen Grün, wäre ein Kulisse, wie sie gespenstischer nicht sein könnte. Die Botschaft wäre nicht „Wir schauen weg“, sondern: „Ihr bewegt euch im Leeren.“
Doch leider bleibt es nicht bei dieser Missachtung. Vielmehr soll ein anschließender Kehraus die Gespensteratmosphäre wieder auflösen. Die Botschaft dieses – beinahe kathartischen – Rituals heißt: „Weg mit dem braunen Müll und der braunen Scheiße.“
Das kann man geschmacklos finden oder auch nur daneben. Warum, bitteschön, will man wegkehren, was man vorher missachtet hat? Wäre es da nicht besser, hinterher ganz einfach auf der Straße präsent zu sein, mit Leuten, die aus den Fenstern schauen, und feiernden Menschen? Man kann sich eine gespenstische Kulisse auch zurückerobern, ohne in eine peinliche Symbolkiste greifen zu müssen.