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Archiv-Artikel

US-Truppen am Rande von Bagdad

Erste Verbände erreichen den Flughafen der irakischen Hauptstadt. Briten und Amerikaner setzen wieder Streubomben ein. Treffen von EU und Nato mit US-Außenminister ohne greifbares Ergebnis. Schröder fordert Europäische Verteidigungsunion

Von GB

BAGDAD dpa/afp/ap/taz ■ Mit dem Beginn der dritten Woche ist der Irakkrieg offenbar in seine entscheidende Phase getreten. US-Truppen näherten sich gestern der irakischen Hauptstadt. In Brüssel berieten die Vertreter von EU und Nato mit US-Außenminister Powell über eine Nachkriegsordnung für den Irak. Im Bundestag forderte Bundeskanzler Schröder in einer Regierungserklärung gestern die Weiterentwicklung der EU zu einer Europäischen Sicherheits- und Verteidigungsunion.

Die vordersten Truppen der US-Streitkräfte haben den Flughafen von Bagdad erreicht und befinden sich damit nur noch 16 Kilometer südwestlich der Hauptstadt. „Wir kommen näher und näher“, sagte der Sprecher des US-Oberkommandos in Katar. Nach Angaben des US-Senders CNN befinden sich die US-Truppen jetzt in der „Roten Zone“ um Bagdad, in der nach US-Angaben mit irakischen Chemiewaffenangriffen zu rechnen sei. US-Spezialtruppen durchsuchten gestern erstmals zwei Paläste von Saddam Hussein, einen davon in Flughafennähe. Die Hauptstadt lag nach Korrespondentenangaben gestern Abend erstmals seit Kriegsbeginn fast vollständig im Dunkeln, nachdem der Strom ausgefallen war.

Nach Berichten der britischen BBC wurden über dem Zentralirak bei Kerbela ein US-Hubschrauber vom Typ Blackhawk und ein US-Kampfjet abgeschossen. Dabei seien sieben Soldaten ums Leben gekommen, berichtete CNN unter Berufung auf das Pentagon. Die Invasionstruppen setzen nach britischen Medienberichten wieder Streubomben ein. Wegen ihrer verheerenden Wirkung verlangen Menschenrechtsorganisationen deren Ächtung. Iraks Informationsminister al-Sahhaf sagte, bei einem Streubombenangriff auf den Bagdader Stadtteil al-Durra seien gestern 14 Menschen getötet worden. Al-Sahhaf erklärte ferner, „die Söldner“ seien nicht in der Nähe der Hauptsadt und hätten auch noch keine einzige irakische Stadt besetzt.

Bundesaußenminister Joschka Fischer hat eine positive Bilanz der Gespräche über den Irak mit seinem US-Kollegen Powell im Rahmen von Nato und EU gezogen. Im Vordergrund habe die künftige Rolle der UNO im Irak gestanden, sagte Fischer in Brüssel. Alle Teilnehmer der Sitzung seien von einer wichtigen Rolle der UN ausgegangen. Ohne die bestehenden Differenzen zu ignorieren, habe man den Blick auf die künftigen Notwendigkeiten gerichtet, auch in humanitärer Hinsicht.

Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärte gestern vor dem Bundestag, die EU müsse sich zu einer Europäischen Sicherheits- und Verteidigungsunion weiterentwickeln. Auch Nato und UN hätten als multilaterale Organisationen keineswegs ausgedient, sagte er. „Jede Krise bietet auch eine Chance“, sagte Schröder in seiner Regierungserklärung. Europa müsse wieder mit einer Stimme sprechen. Zur Rückbesinnung auf die gemeinsame Linie gebe es „keine vernünftige Alternative“. GB