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Archiv-Artikel

Eierlegende Wollmilchsau

Baubehörde lobt niedrigschwelligen internationalen Wettbewerb zur Gestaltung eines multifunktionalen Spielbudenplatzes aus. Auch Künstler angesprochen

Die Baubehörde will bis zum Sommer das Schicksal des Spielbudenplatzes klären. Gestern hat sie einen niedrigschwelligen internationalen Wettbewerb zur Gestaltung der Sandwüste an der Reeperbahn ausgelobt. Eine große Jury soll sicherstellen, dass das Ergebnis auf breite Akzeptanz stößt. Finanziert werden soll der Umbau aus dem städtischen Haushalt. „Ich gehe nicht davon aus, dass man hier auf Basis von Mäzenatentum etwas ausrichten kann“, sagte Bausenator Mario Mettbach (Offensive).

Den Wettbewerb hatte Mettbach im vergangenen Sommer angekündigt, nachdem sein Vorschlag, den Platz durch den New Yorker Künstler Jeff Koons gestalten zu lassen, gescheitert war. Koons Idee zwei 110 Meter hohe Kräne auf den Platz zu stellen und daran riesige Schwimmtierchen aufzuhängen, hatte einige Wochen lang für eine lebhafte Diskussion gesorgt. Zwar blieb offen, ob sich Hamburg mit Koons‘ Kunstwerk vor aller Welt blamieren oder scharenweise Touristen anlocken würde. Am Ende war die Ablehnung doch so stark, dass Mettbach zurückruderte.

Die jetzt eingeworbenen Lösungsvorschläge sollen das Spannungsverhältnis zwischen der Reeperbahn als „weltbekanntem Vergnügungsviertel und dichten Arbeits- und Wohnort mit bunt gemischter Bevölkerung in eine adäquate Gestaltung überführen“. Die Konzepte sollen eine zeitgemäße architektonische Gestaltung mit künstlerischem Anspruch verbinden. Sie sollen die Kopfenden des Platzes betonen, wobei unklar bleibt, ob die tanzenden Hochhäuser, die B&L am östlichen Ende des Platzes bauen will, berücksichtigt werden müssen.

Die Entwürfe sollen dem Spielbudenplatz eine besondere Rolle in der Stadt zuweisen und eine frei zugängliche, multifunktionale Platzfläche schaffen, die es ermöglicht, dass der Platz das Geld für seine Unterhaltung einspielen kann. Daher soll er sich für Festivals wie den Grand Prix d‘Eurovision, Aufführungen, Wochenmärkte und Stadtteilfeste eignen. Das Steak-House darf für diese eierlegende Wollmilchsau abgerissen werden.

Am Wettbewerb teilnehmen dürfen ArchitektInnen, LandschaftsarchitektInnen und KünstlerInnen, wobei Teams aus mindestens zwei Fächern zusammenarbeiten müssen. In der 14-köpfigen Fachjury sitzen Mitglieder derselben Berufsgruppen. In der gleichgroßen Sachjury werden Vertreter der Bezirkspolitik, des Senats, der Handelskammer, der IG St. Pauli und der Anwohner sitzen. Bei deren Entscheidung müsse man „ein Verfahren finden, das für alle nachvollziehbar macht, warum man zu diesem Ergebnis gekommen ist“, kündigte Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter an. Gernot Knödler

Wettbewerbsunterlagen gibt es für 50 Euro bis zum 2. März bei D&K Architekten, Hohe Brücke 1, 20459 Hamburg