: Der Telebus steuert um
Die BVG soll ab 2005 den Fahrdienst für gehbehinderte Menschen organisieren. Bisher planten Wohlfahrtsverbände die Fahrten – jetzt befürchten sie den Verlust von Arbeitsplätzen und Mobilität
VON ANNA LEHMANN
„Und was wird aus uns?“, fragten sich die Mitarbeiter des Berliner Zentralauschusses für soziale Aufgaben (BZA) auf der gestrigen Betriebsversammlung. Der Senat will die Fahrten der Telebusse für Gehbehinderte ab 2005 von der BVG koordinieren lassen. Und bricht damit eine lange Tradition: 25 Jahre lang steuerten die Wohlfahrtsverbände, vereint als Zentralausschuss, die Fahrten der 160 Telebusse.
Die Kleinbusse bringen Menschen mit schweren Gehbehinderungen von ihrer Haustür zu geeigneten Bahn- und Busstationen oder direkt ans Ziel. Der rot-rote Senat stellt für den größten Anrufbusdienst Deutschlands in diesem Jahr 12,1 Millionen Euro bereit. Daran soll sich auch im nächsten Jahr noch nichts ändern, wandeln soll sich jedoch die Organisation (die taz berichtete) – den Telebusservice will die Sozialverwaltung stärker mit dem öffentlichen Nahverkehr verzahnen: „So viel Telebus wie nötig, so viel Nahverkehr wie möglich“, sagt Sprecherin Roswitha Steinbrenner. Sonderfahrten per Telebus wird künftig die BVG organisieren – wie genau, ist unklar. Ein detaillierter Plan werde bis zum 31. März vorliegen.
Doch die BVG hat noch nicht einmal mitgeteilt, ob sie den Fahrdienst überhaupt übernehmen wird. Noch sei nichts entschieden, die Gespräche liefen, gibt ein Sprecher knapp Auskunft. Die Sozialverwaltung hat den alten Betreibern vom Zentralausschuss jedenfalls schon im Dezember mitgeteilt, dass sie ab 2005 ohne sie fahren möchte.
Den Betriebsrat des BZA quälen nun zwei Dinge: Was wird aus den eigenen Fahrtenplanern und den beteiligten Fuhrunternehmen? Und wohin fährt der Telebus? BZA-Vorstand Hans-Wilhelm Pollmann konnte den 32 Mitarbeitern wenig Tröstliches sagen. Für die Mehrheit der in die Jahre gekommenen Belegschaft werde es kaum Chancen bei der BVG geben, da dort ebenfalls Personal abgebaut werde.
Verschlechterungen befürchtet Pollmann auch für die behinderten Menschen, wenn der mobile Bereitschaftsdienst an die mit 100 Millionen Euro verschuldete BVG übergeht. Eine Beraterfirma habe den Verkehrsbetrieben vorgerechnet, dass sie vielleicht sogar bis zu 3 Millionen Euro draufzahlen müssten, wollten sie den bisherigen Standard beibehalten, so Pollmann.
Auch der CDU-Abgeordnete Uwe Schmidt sieht die Zukunft des Telebusses nüchtern: „Die BVG hat mir gegenüber eine klare Ansage gemacht: Wir zahlen keinen Cent drauf.“ Vielleicht konnten sich BVG, Behinderte, Senatsverwaltung und BZA deshalb noch auf keine Übernahmeregelung einigen. Sozialsprecherin Steinbrenner glaubt nicht an ein Auslaufen des Telebusmodells: Der Bus werde auch künftig fahren, ob mit oder ohne BZA.