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Albino in der Herde

Betr.: „Lass die Straße ‚rein‘“, taz bremen vom 31.3.2003

In Zeiten, wo ein übermächtiges kulturloses Volk die Keimzelle unserer Weltkultur zwischen Euphrat und Tigris mittels B52 wegblasen will, empfinde ich es als willkommene Ablenkung, wenn sich die taz der Architektur unserer Nachbarschaft annimmt. Dem ersten Beitrag möchte ich aber entgegnen: Warum hat dieser Architekt seine weiße Kiste so auffallend selbstbewusst und leicht aggressiv wie eine stark geschminkte Dame an die Schwachhauser Heerstraße gesetzt? Was will uns dieser Albino in der Herde sagen? Soll es ablenken von der zunehmenden Gesichtszerstörung dieser Straße, wo die brementypischen proportionsangenehmen Villen beim Wegsterben der Eigentümer in Erbgier weggehackt werden, um profitorientierte Eigentumswohnungshersteller zu beglücken? Oder unterscheidet sich dieser Baumeister in seinem Ego-Trip wenig von den Häuslebauern am Stadtrand, wo jeder seine Dachform und seine Vorliebe für bestimmte Ziegel ausleben kann. Motto: Was kümmert mich ein einheitliches Stadtbild oder mein Nachbar? Vielfalt in der Gleichartigkeit, das war bisher die Grundlage für einen guten Städtebau in Bremen, von dem wir heute immer noch zehren – im Ostertor genauso wie in Teilen der Neustadt und in Schwachhausen. Die Wiederaufnahme einer kubistischen weißenhofartigen Architektursprache durch Ulf Sommer mag erstrebenswert sein – als Perlenschnur im Kontext einer homogenen Siedlungform auf dem Stadtwerder oder als neuer ostertorähnlicher Technologiestadtteil auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs. An der Schwachhauser Heerstraße wird der weiße Schuhkarton eine zufällig hingetrudelte einzelne Perle bleiben. Carsten Schnoor

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