Kommentar: Endzeitstimmung : Peer hat keinen Hombach
Unaufhaltsam rückt die Landtagswahl 2005 näher, immer nervöser werden die Strategen des Ministerpräsidenten. Die NRW-SPD befindet sich wie die Bundespartei im schlimmsten Umfragetief ihrer Geschichte. Doch während die langjährige NRW-Partei einst mit charismatischen Spitzenkandidaten wie Heinz Kühn oder Johannes Rau auch gegen den Bundestrend Wahlen gewinnen konnte, sitzt heute ein unpopulärer Regierungschef in der Staatskanzlei. Das jetzt öffentlich gewordene Strategiepapier des Steinbrück-Apparats ist ein Dokument der Verzweiflung. Die Berater legen Steinbrücks Schwächen gnadenlos offen.
Das Papier verdeutlicht nicht nur die Panik, sondern auch die politische Arglosigkeit des gelernten Beamten Steinbrück. Johannes Rau hätte es wohl kaum zugelassen, Propaganda-Papiere von Staatsdienern entwerfen lassen. Dafür hatte Rau PR-Spezialisten wie Bodo Hombach. Wen hat eigentlich Steinbrück? Das Kampagnenkonzept aus dem Düsseldorfer Stadttor ist Beleg für die wachsende Distanz zwischen NRW-SPD-Parteichef Harald Schartau und dem Regierungschef. Der Landesvorsitzende befindet sich in Wartestellung. Wird die Kommunalwahl im Herbst zum Desaster für die SPD, muss Peer Steinbrück um seine Spitzenkandidatur für die Landtagswahl zittern. MARTIN TEIGELER