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Archiv-Artikel

Altenwerder droht

Pläne für Airbus-Werksausbau drücken Immobilienpreise in Neuenfelde: zwischen 15 und 25 Prozent Abschlag

Die Planungen zum Ausbau des Airbus-Werks in Finkenwerder haben zu einer Entwertung der Häuser und Grundstücke in Neuenfelde geführt. „Aufgrund des ersten und zweiten Planfeststellungsverfahrens rechnen die Gutachter mit Abschlägen“, sagt ein Bankfachmann, der ungenannt bleiben möchte. Für die Immobilien in Finkenwerder und „in Ansätzen auch in Francop“ würden bei weitem nicht mehr die Werte aus der Zeit vor Beginn der Airbus-Planungen angesetzt. Er rechne mit Abschlägen zwischen 15 und 25 Prozent. Eigentlich müssten sie sogar noch höher liegen. Um Enteignungen für die Verlängerung der Werkspiste zu vermeiden, muss der Senat sich jedoch bemühen, Grundstücke aufzukaufen, was die Preise stabilisiert.

Eine Übersicht zur Entwicklung der Immobilienpreise in den Dörfern zu erhalten, ist schwierig. Die Übersicht der Landesbausparkasse weist für Neuenfelde und Francop keine Durchschnittspreise aus, und auch der Ring Deutscher Makler (RDM) verfügt über keine Übersicht. „Es gibt zu wenig Umsatz, als dass man das am Markt ablesen könnte“, sagt der Immobilienmakler Jan Gladigau. Die genannte Entwicklung kann er zwar nicht bestätigen, er hält sie jedoch für plausibel: „Ich kann mir das gut vorstellen“, sagt der Makler.

Neuenfelde leidet schon heute darunter, dass der Senat bereits weit über 50 Häuser gekauft hat, um künftige Planungen abzusichern. Zum Teil stehen Häuser leer. Auf lange Sicht droht das soziale Gefüge des Dorfes zu zerfallen. Ein Ausverkauf wie in Altenwerder droht, zumal der Senat an seiner Absicht, Airbus jedwede Erweiterung zu ermöglichen, keinen Zweifel lässt. Dazu kommt die Angst vor dem größten Flugzeug der Welt, das ab 2006 tief über den Ort hinwegdonnern wird. „Es besteht die Gefahr, dass jeder, der hier kaufen möchte, zurückschreckt“, warnt der Fachmann.

Selbst die Mieter begännen, auf die Abwärtsentwicklung zu reagieren. Nachdem Airbus im Zusammenhang mit dem ersten Planfeststellungsverfahren zur Werkserweiterung Lärmschutzanlagen angeboten habe, sei ein Mieter mit der Frage an ihn herangetreten, ob er wegen des Flugzeuglärms die Miete mindern könne. Gernot Knödler