Ein Space-Märchen

Gestern war nach zweimonatiger „Soft Opening-Phase“ das „Grand Opening“ des Space Centers. Für Erwachsene „nicht die Erfüllung“ urteilt der Spektakel-Sprecher Wolfgang Wilke über sein Werk. Scherf träumt von goldenen Zeiten für Bremen

Bremen taz ■ Ein Märchen sei das Space Center für ihn, sagt der russische Astronaut Sergey Treshchev, der von Bremen zum ersten Mal bei den Gebrüdern Grimm gehört hatte und gestern im Rathaus anlässlich des „Grand Opening“ der Weltraumerlebniswelt präsentiert wurde. Neben ihm die beiden Bürgermeister Henning Scherf (SPD) und Hartmut Perschau (CDU), die vor den überregionalen Medien von märchenhaften Bremer Zuständen träumten: Er sei sich „ganz sicher“, dass das Space Center nach zweimonatiger „Soft Opening-Phase“ so erfolgreich wird, dass sich endlich auch genügend Mieter für das leer stehende Einkaufs-Zentrum nebenan finden werden, diktierte Scherf. „Und dass wir dann dort richtig was anstellen können, dass Leute sich dort lange aufhalten und sogar übernachten“, wünschte sich der Regierungschef weiter, der anschließend in bewährter Weise an seinen Koalitionspartner übergab. „Weil wir das alles in Gemeinsamkeit und großer Fröhlichkeit machen“ (O-Ton Scherf), durfte Wirtschaftssenator Perschau noch einmal sagen, wie das Space Center dazu beitragen wird, dass Bremen nun noch attraktiver für Besucher aus dem In- und Ausland wird.

Dabei räumte der vom Senatssprecher als „Mr. Space Park“ bezeichnete Physiker Wolfgang Wilke ein, dass der Themenpark für Erwachsene ohne Kinderbegleitung „nicht die Erfüllung“ sei. Wie berichtet sind die „Attraktionen“ eher mäßig attraktiv. Wer darüber hinaus nicht schwindelfrei ist oder zu alt, zu jung, zu klein, zu groß, zu dünn, zu schwanger oder in anderer Weise nicht „normal“ ist, hat dort gar nichts zu suchen – außer dem Space Burger im nach einer koffeinhaltigen Brause benannten Bistro. Das als besonders attraktiv angekündigte „Star Trek Borg Encounter“ konnte gestern bis Redaktionsschluss nicht betreten werden. Wilke gab sich trotz seines Zugeständnisses weiter optimistisch: „Die Zielgruppe sind Familien, und da sehe ich lauter fröhliche Gesichter“.

Keine fröhlichen Gesichter machten die Politiker auf die Frage nach den öffentlichen Mitteln, die in das Projekt geflossen waren. Neben 485 Millionen Euro von privaten Investoren habe Bremen 100 Millionen für die Erschließung des Geländes draufgelegt, 34,8 Millionen für Investitionshilfen und 5,1 Millionen für Marketing, las Perschau vor. Außerdem habe Bremen einmalig 9,5 Millionen als Gesellschafter-Einlage in die Space Park KG gezahlt. Diese ist auch für die Vermietung der leer stehenden Ladenflächen verantwortlich. Fragen danach, ob schon Mieter in Sicht seien, delegierte Perschau an die nicht anwesenden Gesellschafter von dem Versicherungs- und Immoblienunternehmen Allianzgroup. Keine Antwort gab es außerdem auf die Frage danach, wie viele Besucher sich das Space Center schon angesehen hätten. „Wir werden keine Besucherzahlen veröffentlichen“, wiederholte „Mr. Space Park“ Wilke sein Credo.

Viel lieber redeten die Space-Promoter auf dem Podium über die „extraordinary offer“, wie es der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft ProFun, David Schmidt, formulierte. Das außerordentliche Angebot: Alle EinwohnerInnen des Landes Bremen haben an ihrem Geburstag im Space Center freien Eintritt und sparen je nach Alter 18 bis 22 Euro.

„Und wenn er nicht abgerissen wurde, dann steht er noch heute“, könnte dieser Artikel enden, wenn es sich beim Space Park um ein Bremer Märchen handeln würde und nicht um die Beton gewordene Realität.

Eiken Bruhn