: Agrarwissenschaftler wollen sich umpflügen
Nach ihrer Rettung muss die Agrarfakultät der HU umgebaut werden. Das Konzept von Präsident Mlynek ist umstritten
Ihm wird fast die Hälfte der Professoren gestrichen, und der Chef ist zufrieden. „Das Wichtigste ist, dass es die Agrarwissenschaften weiter geben wird“, sagt der Dekan der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät (LGF) an der Humboldt-Uni, Uwe Jens Nagel.
Not macht eben bescheiden. Der Akademische Senat hatte am Dienstag beschlossen, bis 2009 die LGF von 28 auf 15 Professuren zu verkleinern. Geplant waren ursprünglich 12. „Wenn wir uns fragen, ist das Glas halb voll oder halb leer, tendieren wir im Moment zu halb voll“, meint Nagel.
„Es wird definitiv ein anderer Studiengang werden“, erläutert Jenny Walther von der Fachschaft der LGF. Die Studenten hatten monatelang gegen die Schließung der Fakultät protestiert, unter anderem mit Traktorendemos vor dem Brandenburger Tor. „Wir haben nicht ganz das erreicht, was wir wollten“, findet Walther. Um die Schließung zu verhindern, hatte die Fakultät in einem eigenen Sparplan gefordert, zumindest 17 Professuren zu erhalten. Von den 15 Stellen, die jetzt bleiben, dürfen 2 bis auf weiteres nicht neu besetzt werden. Sie werden bei besserer Finanzlage frühestens Ende des Jahres durch eine Kommission wieder freigegeben.
Um mit weniger Geld und Personal auszukommen, will die LGF ihre Forschungseinrichtungen zusammenlegen und sich vor allem auf Forschung für Ballungsgebiete und die Region Ost- und Mitteleuropa konzentrieren. In welcher Form die Fakultät an der HU weiterbestehen wird, soll eine Kommission bis zum 30. Juni beraten. Unipräsident Jürgen Mlynek will die Agrarwissenschaften mit dem Biologie-Institut und dem Naturkunde-Museum zu einer Fakultät für Lebenswissenschaften zusammenfassen.
„Wir sperren uns nicht dagegen“, sagt Dekan Nagel. „Wir halten das nur nicht für ein tragfähiges Konzept für eine Fakultät.“ Er möchte die Institute eher lose vernetzen und mit den anderen Universitäten in der Veterinärmedizin oder der Lebensmittelchemie kooperieren. Sollte sich Mlynek mit seinem Konzept durchsetzen, drohen die Studenten mit Widerstand. „Von uns aus gibt es keinen Studiengang Lebenswissenschaften“, sagt Jenny Walther von der Fachschaft.
BERNHARD HÜBNER