: Ratzmann gefrustet
„Mit Destruktivität lässt sich schwer umgehen“, sagt der nur knapp wiedergewählte Grünen-Fraktionschef
taz: Herr Ratzmann, zweimal durchgefallen, auch im dritten Wahlgang nur mit 8 von 14 Stimmen gewählt: Wie erklären Sie sich dieses schlechte Ergebnis?
Volker Ratzmann: Es gibt zwei Gründe. Einige in der Fraktion sind wohl der Meinung, dass nur in die Spitze gehört, wer die Mühen der Ebene durchschritten und sich dort bewährt hat. Die Qualität der tatsächlich geleisteten Arbeit tritt dann in den Hintergrund. Zum Zweiten haben wir im letzten Jahr sicher vieles verändert, was lieb gewonnene Gewohnheit war. Das habe ich zu wenig kommuniziert. Noch mehr wird sich verändern, wenn Michael Cramer und Wolfgang Wieland gehen. Das verunsichert und hat sich bei mir entladen.
Ihre Kollegin Sibyll Klotz hat besser abgeschnitten als bei der Wahl 2003, während Sie sich verschlechtert haben. Wieso diese Diskrepanz?
Sie macht seit zwölf Jahren eine hervorragende Arbeit und ist einfach gut. Von daher – kein Neid, sondern Freude.
Ist ein entscheidender Grund für die Gegenstimmen der von Ihnen vertretene Privatisierungskurs auch in der öffentlichen Daseinsvorsorge?
Das glaube ich nicht. Der damalige Konflikt interessiert doch nur noch die taz. Die Wahl war geheim. Ich weiß nicht, wer gegen mich gestimmt hat.
Wie lässt sich auf Basis dieser Wahl die Fraktion führen?
Das Problem besteht darin, dass niemand eine Alternative – weder inhaltlich noch personell – zur Wahl gestellt hat. Mit Destruktivität lässt sich eben schwer umgehen. Wir werden viel kommunizieren müssen, und jeder und jede wird sich darüber klar werden müssen, dass alle Verantwortung für das Gesamtergebnis tragen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen, sonst wäre ich nicht in einen dritten Wahlgang gegangen. INTERVIEW: STEFAN ALBERTI