: Massensterben im Kongo
US-Studie ermittelt 3,3 Millionen direkte und indirekte Kriegsopfer im Kongo seit 1998. Aber die Sterberate sinkt
BERLIN taz ■ Der seit 1998 anhaltende Krieg in der Demokratischen Republik Kongo hat bis Ende 2002 3,3 Millionen direkte und indirekte Opfer gefordert. Das schätzt die US-Hilfsorganisation IRC (International Rescue Committee) in einer gestern veröffentlichten Studie. Kongos landesweite Sterblichkeitsrate liege mit monatlich 2,4 Toten pro 1.000 Personen höher als irgendwo sonst auf der Welt seit dem Zweiten Weltkrieg, so das IRC. 85 Prozent der Toten seien leicht vermeidbaren Erkrankungen zum Opfer gefallen, Ergebnis des kriegsbedingten Zusammenbruchs sozialer Infrastruktur im umkämpften Osten des Landes.
Zu Friedenszeiten lag Kongos Sterblichkeitsrate noch bei 1,7 von 1.000 Personen. Seit 1999 ermittelt das IRC die Zahl der direkten und indirekten Kriegstoten im Kongo aufgrund der Differenz zwischen unter Friedensbedingungen zu erwartenden und tatsächlichen Sterberaten. Grundlage sind systematische Datenerhebungen in Haushalten. Eine erste im Juni 2000 vorgelegte IRC-Studie ermittelte auf diese Weise 1,7 Millionen direkte und indirekte Kriegstote, eine zweite im Mai 2001 2,5 Millionen.
Dass es jetzt zwei Jahre gedauert hat, bis die Zahl erneut um 800.000 stieg, deutet auf eine Verbesserung der Lage hin. Laut IRC ist die Sterblichkeitsrate im Ostkongo „dramatisch gesunken: von monatlich 5,4 auf 3,5 pro 1.000 Personen zwischen Anfang 2001 und Ende 2002. „Nur“ 343.000 der gesamt 3,5 Millionen Toten entfallen auf das Jahr 2002. Dennoch ist die Sterblichkeit im umkämpften Osten Kongos weiterhin deutlich höher als im Westen. Im Ostkongo sterben 21 Prozent aller Neugeborenen vor ihrem ersten Geburtstag, gegenüber 11,6 Prozent im Westen. Am schlimmsten scheint die Lage in der Region um Kalemie im Südosten zu sein, wo zwei Drittel aller Kinder vor ihrem zweiten Geburtstag sterben. D.J.