Erfolgreich kuscheln

In der Grundschul-Vergleichsstudie „Iglu“ stehen deutsche Schüler gut da. Kritiker der Ausweitung von „Kuschelpädagogik“ haben es nun schwerer

von SUSANNE LANG

Einen derart berechtigten Anlass zu einem Lächeln hatte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) seit den Ergebnissen der Pisa-Studie lange nicht mehr. Dass sie es gestern einige Male tat, liegt an einer neuen Studie: der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu), deren Ergebnisse sie gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz in Berlin vorstellte. Die deutschen Grundschüler haben bei dem Test durchweg gute Noten bekommen und landeten mit ihren Leistungen auf Platz elf. Damit liegt Deutschland unter den beteiligten 35 Staaten im oberen Drittel. „Ein überraschend erfreuliches Ergebnis“, sagte Bulmahn. Deutlich besser liegen nur Schweden, die Niederlande und England.

Rund 10.000 Grundschüler der vierten Klassen nahmen im Sommer 2001 an der Erhebung teil, die auf Lesekompetenz, Textverständnis und Lesemotivation von Zehnjährigen fokussiert war. Eine weitere Studie prüfte naturwissenschaftliche Kenntnisse. Positiv bewerteten sowohl die Bundesministerin als auch die Kultusminister das hohe Kompetenzniveau der Schüler, das nicht nur von einer kleinen Spitzen-Gruppe, sondern von einem verhältnismäßig großen Teil der Schülerschaft erreicht wurde. Im Vergleich zu den Leistungen der 15-Jährigen beim Pisa-Test schneiden die Grundschüler somit deutlich besser ab. Die Leistungsunterschiede zwischen den Schülern halten sich in Grenzen. Das wird auf die stärkere individuelle Förderung der Grundschüler zurückgeführt – von der CDU gerne als „Kuschelpädagogik“ denunziert. Besondere Aufmerksamkeit verlange nun die Sekundarstufe eins, da das gute Potenzial hier nicht ausgebaut werde, wie es in anderen Ländern geschehe, so Bulmahn.

Die kleine Schwester der Pisa-Studie brachte aber auch die Brennpunkte von Pisa noch einmal auf einen deutlichen Nenner: Der Bildungserfolg ist auch in der Grundschule abhängig vom sozialen Status. Nicht die Leistung, sondern soziale Faktoren sind nach der vierten Klasse entscheidend für die weitere Schulempfehlung. Bulmahn sah hier ein Indiz für ein „ungerechtes Schulsystem“ und forderte mehr individuelle Förderung. Problematisch ist auch, dass Schüler mit Migrationshintergrund schon am Ende der vierten Klasse in der Leistung gut ein Jahr hinter ihren deutschsprachigen Mitschülern zurückliegen.

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