: Der Letzte seiner Generation
Späte Ehre für den 95-jährigen Kommunisten Oskar Nolze: OB Fritz Schramma empfängt das letzte noch lebende Kölner Ratsmitglied der ersten Nachkriegsgeneration
Köln taz ■ Lange hatte sie ihn vergessen, wohl auch vergessen wollen. Nun erinnert sich die Stadt Köln doch wieder an den letzten noch Lebenden aus der ersten Generation Kölner Ratspolitiker, die nach der Nazi-Diktatur und dem Zweiten Weltkrieg mit dem Wiederaufbau Kölns begannen: den Kommunisten Oskar Nolze. Gestern empfing Oberbürgermeister Fritz Schramma im Rathaus den 95-Jährigen, der von 1946 bis 1952 für die KPD im Kölner Stadtrat gesessen hatte. Anschließend besuchte Nolze die erste Ratssitzung dieses Jahres im frisch renovierten Spanischen Bau.
Der Zeitpunkt hätte kaum passender gewählt sein können: Denn vor beinahe exakt 35 Jahren hatte Nolze nach 15-jährigem Exil in der DDR erstmalig wieder bundesdeutschen Boden betreten. Auch damals war er im Kölner Ratshaus empfangen worden: von dem sozialdemokratischen Oberbürgermeister Theo Burauen und dem SPD-Ratsherrn Hans Grün, mit denen Nolze noch gemeinsam im Rat gesessen hatte. In der DDR gelebt hatte Nolze, weil ihn der Oberbundesanwalt beim Bundesgerichtshof in den 50er Jahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Staatsgefährdung und Geheimbündelei angeklagt hatte.
Der Hintergrund: Nachdem die KPD 1952 knapp den Wiedereinzug in den Rat verpasst hatte, engagierte sich der frühere Leistungsschwimmer als Vorsitzender des Kölner Schwimm-Clubs 06 im Präsidium des „Komitees für Einheit und Freiheit im deutschen Sport“. In dem Komitee, das sich für deutsch-deutsche Sportkontakte einsetzte, sah indes die Bundesregierung unter Adenauer eine von der „Ostzone“ gesteuerte Tarnorganisation. Zehn Monate wurde Nolze deswegen in Untersuchungshaft gesperrt. Kurz bevor ihm im Juni 1955 der Prozess gemacht werden sollte, floh er in die DDR. Dort war Nolze jahrelang Vizechef des Schwimmverbands. Nachdem der Bundestag eine Amnestie für politische Straftaten im Zusammenhang mit der Kommunistenverfolgung erlassen hatte, kehrte er 1969 nach Köln zurück.
Heute lebt der Sportbegeisterte, der letztes Jahr Mitglied des 1. FC Kölns wurde, im bergischen Kürten. An seine Zeit im Kölner Rat erinnert sich Nolze, der vor zweieinhalb Jahren einen Schlaganfall erlitt, gerne zurück. Das sei eine kollegiale Zusammenarbeit über alle Fraktionsgrenzen hinweg gewesen. Wenn es auch „ernste Diskussionen“ gegeben habe: „Was meinen Sie, was wir mit den CDUlern geackert haben!“, rekapituliert er. „Wenn es nach denen gegangen wäre, hätten sie in Köln nur Kirchen gebaut!“ Pascal Beucker
An Nolze erinnerte die taz köln bereits am 5. Juni 2003. Der Artikel ist im Internet unter http://www.beucker.de/2003/tk03-06-05.htm nachzulesen.