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Archiv-Artikel

themenläden und andere clubs Wie viele Außerirdische passen in einen Vanillepudding?

Es ist etwas wirklich Fantastisches passiert: Im Kaufhof am Alex gibt es plötzlich Vla! Vor dem Milchprodukte-Kühlregal traute ich vorgestern meinen Augen kaum, als ich die Becher mit der holländischen Aufschrift entdeckte. Neben mir beäugte ein junges, dummes Ding ebenfalls die Auswahl, aber bevor sie ihre nagelgepiercten Teeniegriffel nach meinem Vla ausstrecken konnte, zischte ich: „Finger weg, du Preluder!“ Das saß.

So weit kommt das noch. Das junge Ding wusste ohnehin bestimmt nicht, was sie da fast gekauft hätte: The Queen of Vanillepudding. Das, was die Götter im Olymp essen, unterscheidet sich übrigens grundlegend von dem, was hierzulande irreführend „Götterspeise“ heißt – wackelige, grün schmeckende Gelatine aus blutigen Kuhhäuten hat aber auch rein gar nichts mit dem königlichen Geschmack von Vla zu tun. Die müssten verrückt sein, die Götter, wenn sie sich freiwillig für Wackelpudding anstatt für holländisches Dessert entscheiden.

Jetzt, zwei Tage später, bin ich allerdings ein klein wenig ernüchtert. Vielleicht liegt’s an der Erinnerung, die manchmal täuscht. Ich wohne schon lange nicht mehr in dem norddeutschen Kaff, dessen einziger Vorteil die relative Nähe zur holländischen Grenze – zu Hasch, Vla und Lakritz – war. Vielleicht liegt’s auch an dem Vogelgrippenschnupfen, unter dem ich seit Wochen leide. Jedenfalls schmeckt der Kaufhof-Vla nicht ganz so gut wie der echte aus den Kühlregalen von Enschede, Amsterdam, Utrecht oder wie diese sympathischen Holzschuhstädtchen alle heißen.

Aber wollen wir mal nicht so sein. Gönnen wir dem Einkaufsparadies mit den zahlreichsten Billigschmuckständen pro Quadratmeter auch mal etwas. Schließlich bin ich ihm immer noch gnädig gesinnt, seit es im letzten Dezember dieses komische Beatles-Theaterstück hat aufführen lassen. Das war mutig! Karstadt, oder wie wir Anwohner es uns nicht nehmen lassen zu sagen, Kacki am Hermannplatz hängt höchstens mal ein Plakat mit „Hannes Jaenicke signiert sein Buch“ auf.

Aber nun zu etwas fast noch Wichtigerem. Gebannt hing ich gestern den ganzen Tag (von wenigen Vla-Pausen unterbrochen) vor dem Fernseher, um Nachrichten über das von der Besatzung der Raumstation ISS gesichtete Ufo zu bekommen. Vorgestern hatten nämlich ein russischer und ein amerikanischer ISS-Bewohner aus einer der kleinen Luke ein etwa zwanzig Zentimeter langes, flexibles Band außerhalb der Station beobachtet, das anscheinend einfach so durch den Weltraum trudelte (oder flog?). Natürlich denkt man – und denken auch die von der Nasa – gleich an Isolierband. Was allerdings ein wenig frustrierend klingt: Muss die ISS jetzt schon mit Gaffa geklebt werden?

Vor ein paar Jahren hatten Kosmonauten der Mir schon einmal ein ähnliches „Band“ im Weltraum gesehen, dass es sich dabei jedoch um russisches Tesa gehandelt haben muss, liegt quasi auf der Hand, wenn man sich die Mir auch nur ein einmal angeguckt hat.

Was aber flog um die ISS? Und wie viele Außerirdische passen auf ein Raumschiff von zwanzig Zentimeter Länge? Nichts über dieses höchst interessante Thema kam während der letzten zwei Tage in den Nachrichten. Als alte Roswell-Expertin bin ich jetzt natürlich alarmiert und befürchte einen Vertuschungsversuch der Nasa/ESA. Aber nicht mit mir! Ich bleibe dran. Habe mir schon ein paar unbequeme Expertenfragen ausgedacht, und sobald mir die Redaktion das Go gibt, fliege ich los und interviewe Nasa-Leute und die betroffenen Raumfahrer. Neuigkeiten zu diesem Aufsehen erregenden Zwischenfall finden Sie wie immer in dieser Ihrer Lieblingskolumne. JENNI ZYLKA